5 Billionen Euro: So teuer wird Klimaneutralität bis 2050
5 Billionen Euro: So teuer wird Klimaneutralität bis 2050
Deutschland will bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden. Technisch ist dieses Ziel erreichbar, es erfordert jedoch eine umfangreiche Transformation in allen Wirtschaftssektoren, vom Verkehr über die Industrie bis hin zu den privaten Haushalten.
In welchem Umfang hierzu Investitionen getätigt werden müssen, beleuchtet eine neue von KfW Research beauftragte und von Prognos, Nextra Consultung sowie NKI (Institut für nachhaltige Kapitalanlagen) durchgeführte Studie. Insgesamt sind demnach Klimaschutzinvestitionen von rund 5 Billionen Euro erforderlich.
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Verteilt man diese Summe auf die bis zum angestrebten Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 verbleibende Zeit, entstehen Investitionsbedarfe von durchschnittlich 191 Milliarden Euro pro Jahr oder 5,2 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
Jährlich rund 72 Mia Euro Mehrinvestitionen
Diese hohen Beträge relativieren sich, wenn man berücksichtigt, dass die Klimaschutzinvestitionen bereits solche Investitionen umfassen, die ohnehin getätigt werden müssen. Diese Gelder müssen „nur“ verstärkt in Alternativen gelenkt werden, die einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten. Die klimaschutzbedingten Mehrinvestitionen liegen bei jährlich durchschnittlich 72 Mrd. EUR bzw. 1,9 Billionen EUR bis 2045.
Der Klimawandel erzwingt die Dekarbonisierung aller Wirtschaftssektoren, aber die jeweiligen Investitionsbedarfe sind unterschiedlich. Die Analyse von KfW Research und Prognos et. al. beziffert sie jeweils wie folgt:
- Der Großteil der notwendigen Klimaschutzinvestitionen entfällt mit 2,1 Billionen Euro auf den Bereich Verkehr. Die eigentlichen Mehrinvestitionen zur Erreichung der Klimaneutralität sind mit 153 Milliarden Euro aber deutlich geringer, größtenteils geht es daher um eine Neuausrichtung der eh anstehenden Reinvestitionen in diesem Bereich.
- Die zweithöchsten Klimaschutzinvestitionen werden im Sektor Energie benötigt (840 Mrd. EUR). Hier wurden schon viele Weichen in die richtige Richtung gestellt, dennoch entfallen immerhin mehr als die Hälfte der Gesamtinvestitionen auf die transformativen Mehrbedarfe, nämlich 396 Mrd. EUR. Prozent bzw. 254 MilliardenEuro hiervon sind Mehrinvestitionen, die vor allem durch die Schaffung eines klimagerechten Wohnungsbestandes bedingt werden.
- Im Industriebereich sind 620 Milliarden Euro dem Klimaschutz zu widmen. Dies sind allerdings zu mehr als Dreiviertel bzw. 462 Milliarden Euro Mehrinvestitionen, weil Produktionstechniken vielfach nur mit großem Aufwand klimafreundlich umgestellt werden können und der Sektor bisher weniger stark im Fokus der klimapolitischen Maßnahmen stand. Die Betroffenheiten variieren dabei recht deutlich zwischen den verschiedenen Branchen.
- Im Bereich Gewerbe, Handel & Dienstleistungen fallen mit rund 237 Milliarden Euro verhältnismäßig geringe Klimaschutzinvestitionen an, die zwar zur Hälfte (113 Milliarden Euro) Mehrinvestitionen darstellen, aber nur rund 3 Prozent der Gesamtinvestitionen im Sektor ausmachen.
Öffentliche Hand hat Vorbildfunktion und markiert Rahmen für Privatinvestitionen
Die Deckung des großen Gesamtinvestitionsbedarfs für ein klimaneutrales Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts bedarf sowohl privaten als auch öffentlichen Kapitals. Die öffentliche Hand ist vor allem in zweierlei Hinsicht gefragt: Zum einen hat sie eine Vorbildfunktion, der sie beispielsweise bei der energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude oder bei der Umstellung des ÖPNV-Fuhrparks nachkommen kann.
Hauptsächlich jedoch obliegt ihr die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für private Investitionen. Berücksichtigt man, dass Deutschland allein durch den Abbau von klimaschädlichen Subventionen Einnahmen erzielen könnte, die zwei Drittel der erforderlichen Mehrinvestitionen abdecken, wird deutlich, dass es für die Zielerreichung vielfach gar nicht um die Mobilisierung von zusätzlichem Kapital geht, sondern vielmehr um eine konsequente Ausrichtung politischen Handelns und der Investitionsaktivitäten auf das Ziel der Klimaneutralität. Im Ergebnis sind von den Investitionen sogar leicht positive Impulse für das Wirtschaftswachstum zu erwarten – die vermiedenen Kosten eines voranschreitenden Klimawandels noch gar nicht mit eingerechnet.
Gewaltige Summe – aber machbar!
„Um bis Mitte des Jahrhunderts Klimaneutralität zu erreichen, müssen in Deutschland rund 5 Billionen Euro an Investitionen geleistet werden. Das ist eine gewaltige Summe, aber es ist machbar. Damit die Herausforderung gelingt, müssen öffentliche Investitionsmittel zielgerichtet eingesetzt und private Investitionen mobilisiert werden. So bietet sich die Chance, Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand in Deutschland zu verbessern und aus der Transformation gestärkt hervorzugehen“, kommentiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, die Studienergebnisse. „Die hohen Investitionsbedarfe und der Umgang mit den damit verbundenen Risiken fordern die Finanzmärkte genauso wie die Realwirtschaft, denn zur Finanzierung der Transformation brauchen wir kluge und vielfältige Finanzierungsinstrumente. Ich bin aber überzeugt: Gemeinsam wird es möglich sein, Deutschland erfolgreich für ein klimaneutrales Zeitalter aufzustellen.“
red