Baden-Württemberg: Solarzellen auf jedem Dach

Baden-Württemberg: Solarzellen auf jedem Dach

tagesschau.de: Baden-Württemberg prescht beim Klimaschutz vor: bis 2040 soll das Ländle klimaneutral werden. Ein wichtiger Baustein: eine Solardachpflicht für alle Gebäude. Branchenverbände warnen vor vielen offenen Fragen.

Winfried Kretschmann weiß, wie er den Nerv seiner Landsleute trifft. Der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, dem Land der Sparer und Häuslebauer, plant eine Solardachpflicht: Auf allen Neubauten und ab 2023 auch bei grundlegenden Dachsanierungen von Altbauten würden dann künftig Solaranlagen installiert werden müssen. Bedenken, dass Bauen und Wohnen dadurch teurer werden, tritt er mit einer einfachen Rechnung entgegen: Photovoltaik werde sich für jeden Privateigentümer rechnen – „im Gegensatz zu einem schönen Bad, da hat man nur ein schönes Erlebnis, es amortisiert sich aber nicht.“ Eine Photovoltaikanlage produziere aber grünen Strom. „Und das amortisiert sich, den kann man einspeisen und selber benutzen. Es verteuert das Wohnen in keiner Weise“, so Kretschmann.

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Das sieht nicht jeder so. Und so wird Novelle des baden-württembergischen Klimaschutzgesetzes, auf das sich Grüne und CDU in der Koalition geeinigt haben, zum Politikum. Bis 2040 will Baden-Württemberg netto-treibhausgasneutral sein. Zum Vergleich: Der Bund plant dies erst für das Jahr 2045.

Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, will die grün-schwarze Koalition nicht nur zwei Prozent der Landesfläche mit Windkraftanlagen und Freiflächen-Photovoltaikanlagen bestücken, sondern vor allem auch Gebäudedächer für Photovoltaik nutzen. Während in Baden-Württemberg eine solche Solarpflicht bereits für Nicht-Wohngebäude vom 1. Januar 2022 an gesetzlich festgeschrieben ist, soll diese Pflicht nun generell für den Neubau von Wohngebäuden gelten, und zwar schon vom 1. Mai 2022 an – und später dann auch bei grundlegenden Dachsanierungen von Altbauten.

„Der Solarpflicht stehen wir ablehnend gegenüber, da durch sie das Bauen und Wohnen insgesamt im Land verteuert wird“, sagt ein Sprecher des Vereins Haus & Grund Württemberg. „Die Landesregierung bemängelt, dass das Wohnen immer teurer wird, ist jedoch selbst der größte Preistreiber.“ Der Verein rechnet vor: „Die Kosten einer Solaranlage plus Stromspeicher für ein Einfamilienhaus schätzen wir auf 13.000 bis 15.000 Euro.“ 

Skeptisch steht dem Vorhaben auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen gegenüber. Energieexperte Florian Munder findet eine Solardachpflicht zwar grundsätzlich vernünftig, aber: „Generell muss man sagen, dass bei Nicht-Wohngebäuden normalerweise die Wirtschaftlichkeit nochmal besser ist als bei Wohngebäuden, einfach weil da mehr Fläche zur Verfügung steht. Deshalb wäre es unserer Meinung nach eher angemessen gewesen, diesen Punkt zunächst bei den Nicht-Wohngebäuden einzuführen, bevor man eine generelle Solardachpflicht auch bei den privaten Wohngebäuden einführt.“… weiterlesen

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