Deutscher Solarbranche droht Pleitewelle

Deutscher Solarbranche droht Pleitewelle
fr.de: Nach ihrem anfänglichen Höhenflug hat die Solar- und PV-Industrie 2024 einen markanten Einschnitt erlebt. Dennoch aber bleiben Branchenexpertinnen und -experten langfristig zuversichtlich.
Als insbesondere die Gaspreise mit Wladimir Putins Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 rasch angestiegen waren, ebnete das einer handfesten europäischen Energiekrise den Weg. Mit ungeahnt hohen Energiepreisen konfrontiert, erwogen in der Folge immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher einen Umstieg auf erneuerbare Energien, wie etwa auf Solarenergie. Davon profitierte die Branche natürlich, Produzenten und Händler wuchsen schnell und bauten ihre Produktions- und Vertriebskapazitäten aus.
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Insgesamt 15 Gigawatt neue Solarkapazitäten waren so 2023 installiert worden und damit 7,4 Gigawatt mehr als noch im Vorjahr. Wegen dieser neuen bundes- und zugleich europaweiten Bestmarke hegten Hersteller und Händler der Solarindustrie berechtigte Hoffnungen, dass sich jener Positivtrend auch 2024 halten wird. Mit Blick auf das nun abgeschlossene Kalenderjahr muss jedoch resümiert werden, dass das Branchenwachstum inzwischen ein jähes Ende gefunden hat.
Pleitewelle in der Branche: 2024 konkurrierten Akteure der Solarindustrie auf einem verkleinerten Markt
Zwar hatte ein Großteil der Solarindustrie-Unternehmen infolge zweistelliger Wachstumsraten in der Branche darauf gesetzt, „dass jeder für sich einen bedeutenden Marktanteil erobern würde“, wie die Branchenexpertin Dina Darshini vom britischen Energieversorger LCP Delta nun der Financial Times erklärte. „Aber eigentlich ist das Gegenteil passiert“, wandte sie ein. „Der Markt ist 2024 geschrumpft, es gibt mehr Akteure, und jeder versucht, um einen kleineren Markt zu konkurrieren.“
Gegenwärtig hat es die deutsche Solarbranche nämlich mit einer Welle von Unternehmensinsolvenzen zu tun, deren Anfang sich bereits vor fast genau zwölf Monaten eingestellt hatte. Zum damaligen Zeitpunkt hatte das Berliner Solarunternehmen Eigensonne Insolvenz beantragen müssen, worauf es vom Branchenkonkurrenten Amia Energy aufgekauft wurde – im Mai folgte dann auch der Konkurs von Amia Energy.
Doch damit war noch lange kein Ende der Pleitewelle in Sicht: Anfang Juli verkündete das baden-württembergische Unternehmen Enersol, seinen Betrieb im Oktober einzustellen. Im September dann erklärte das Start-up Zolar, das seit seiner Gründung 2016 fast 300 Millionen Euro an Finanzmitteln aufgebracht hatte, den Verkauf von Solarmodulen an Hausbesitzer aufzugeben und mehr als die Hälfte seiner 350 Beschäftigten zu entlassen. Spätestens damit war klar: Finanzielle Probleme der Unternehmen sind kein Einzelfall, sondern betreffen inzwischen die gesamte deutsche Solarindustrie.
Deutsche und europäische Solarbranche sind Verdrängungsdruck aus China ausgesetzt
Ein Grund für die Probleme in der Branche ist ein Nachfrageeinbruch nach Photovoltaik-Anlagen, der sich zu Beginn 2024 eingestellt hatte und über das gesamte Kalenderjahr hinweg bestehen blieb. Unter der Last des Nachfragerückgangs ächzen jedoch nicht nur die Energieunternehmen selbst, sondern auch übrige Angehörige der Solarindustrie, wie etwa Installationsbetriebe für Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen. Zum Ausdruck kam dies etwa auch in einer im Frühjahr 2024 (8. März) vom Fachportal PV-Magazine initiierten Umfrage unter Installateuren von PV-Anlagen, in der mehr als zwei Drittel der Befragten einen deutlichen Rückgang der Nachfrage nach ihren Produkten bestätigten… weiterlesen