Die Grünen in der Zwickmühle
Die Grünen in der Zwickmühle
nzz.ch: Der Streit um den Dannenröder Forst wird für die Grünen zum Balanceakt zwischen Anspruch und Machtwillen. In Hessen verantwortet die Öko-Partei den Ausbau der A 49 und macht sich so die Naturschützer zum Feind. Ist das ein Vorgeschmack auf Konflikte, die der Partei drohen, wenn sie im Bund Regierungsverantwortung übernimmt?
Mit Tiermasken auf dem Kopf und Säcken voller Laub haben sie sich auf den Weg gemacht. Nun stehen die Aktivisten in der Parteizentrale der hessischen Grünen und kippen den Funktionären den Blätterberg vor die Füsse. Das soll die Partei daran erinnern, wieder grün zu werden, heisst es in dem Twitter-Video der Demonstranten aus dem Dannenröder Forst, das die Aktion zeigt. Die Grünen nicht mehr grün?
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Es gab einmal Zeiten, da war die Partei eins mit der Umweltbewegung, eins mit dem Protest auf der Strasse. Die Regierungsverantwortung in den Ländern und vormals im Bund hat dieser Einmütigkeit zwar schon vor vielen Jahren Risse zugeführt. Doch im Streit um die Rodung des Dannenröder Forstes und den Ausbau der Autobahn 49 ist das Verhältnis der Partei zur Basis nun deutlich ins Rutschen gekommen.
Auf Bundesebene kämpfen die Grünen gegen die Autobahn. Doch in Hessen, wo sie seit vielen Jahren gemeinsam mit der CDU regieren, setzt die Partei das Strassenprojekt um. Und so macht die Öko-Partei unter den Wipfeln 300 Jahre alter Eichen und Buchen derzeit eine unangenehme Metamorphose durch: vom Freund zum Feind der Naturschützer, ausgerechnet ein Jahr vor der Bundestagswahl 2021. Derzeit hat die Partei gute Chancen, zum zweiten Mal auf Bundesebene regieren zu können. Für die Grünen geht es im Dannenröder Forst daher mittlerweile um mehr als die Rettung eines Waldstücks, es geht um ihre Glaubwürdigkeit…. weiterlesen