Film-Tipp: Picknick in Moria

Picknick in Moria – Mit der Kamera gegen die Hoffnungslosigkeit
Heute am 8. Juni. startet der Dokumentarfilm von Lina Lužyte in unseren Kinos. Der Dokumentarfilm folgt dem afghanischen Künstler Talibshah Hosini, der mit Familie im griechischen Lager Moria auf Lesbos feststeckt. Dort schreibt, produziert und dreht er mit anderen Asylsuchenden einen Spielfilm über eine geflüchtete Familie. Der Dreh ist erwartungsgemäß turbulent, und von draußen bedrohen Brandstifter das Lager. Aber bei aller harschen Kritik an der europäischen Asylpolitik ist dies auch eine Geschichte über Triumph und Erlösung.
Der Film begleitet einen afghanischen Filmemacher, der mit seiner Kamera den Kampf gegen die Hoffnungslosigkeit antritt und mit einem Film Tausenden von Geflüchteten eine Stimme gibt.

Nachdem Talibshah Hosini und seine Familie das Lager Moria und die Insel Lesbos Ende Juni
2021 verließen, reisten sie nach Deutschland ein und stellten kurz darauf einen Asylantrag. 14
Monate darauf wurde ihnen die „Flüchtlingseigenschaft“ anerkannt. Das Asylverfahren läuft
weiterhin und dem Antrag auf Asyl wurden bisher noch nicht zugestimmt – eine Abschiebung
nach Afghanistan wird jedoch als sehr unwahrscheinlich angesehen.
Die zunehmende Anti-Migrations-Stimmung in Europa hat dazu geführt, dass viele EU-Länder
ihre Grenzen geschlossen haben, so dass Tausende von Geflüchteten in Moria, dem größten
Lager auf der griechischen Insel Lesbos festsaßen. Im Frühherbst 2020 brannte das Lager
nieder. Die Asylsuchenden hofften, dies würde endlich Freiheit bedeuten, aber 72 Stunden
später wurde ein neues Lager errichtet, in das die Menschen auf unbestimmte Zeit gebracht
wurden.Ich habe mich dafür entschieden, den Meta-Film als Vergrößerungsglas zu verwenden,
Lina Lužyte, Dokumentarfilmerin und Regisseurin
um den Blick zu erweitern und die Geflüchteten nicht als Empfänger von Almosen darzustellen,
sondern als Menschen, die etwas zu sagen haben und fähig sind, dies zu tun.
Wer mehr noch über Moria und die Verhältnisse dort wissen will, dem empfehlen wir das Buch von Jean Ziegler „Die Schande Europas – Von Flüchtlingen und Menschenrechten„. Darin beschreibt er sehr eindrücklich, was er 2019 dort erlebt hat. Gleichzeitig bezieht er Stellung zur Europäischen Flüchtlingspolitik.

Jean Ziegler
Die Schande Europas
Von Flüchtlingen und Menschenrechten
Penguin Verlag
ISBN: 978-3-328-10884-9
10,00 Euro
hjo