Gibt es so etwas wie nachhaltige Spieletechnologien?

Gibt es so etwas wie „nachhaltige” Spieletechno-logien?
Der Klimaschutz ist heute gerade in Deutschland in aller Munde. Letzte Generation, Fridays for Future oder Extinction Rebellion – die Namen der Organisationen, die sich heute für eine verschärfte Klimapolitik einsetzen, ist lang. Ein Thema, welches bislang nur selten mit Klimaschutz in Verbindung gebracht wurde, ist die Nachhaltigkeit der Spieletechnologie. Aber wie passt Klimaschutz und Spieletechnologie eigentlich zusammen? Ist das Spielen am Computer oder Smartphone wirklich umweltschädlich? Oder können Spiele sogar einen positiven Einfluss auf das Klima und den Umweltschutz haben?
Der CO2- Fußabdruck der Spielebranche – wie signifikant ist er wirklich?
Denkt man an typische Umweltsünden, so denkt man hauptsächlich an Langstreckenflüge, große SUVs und den übermäßigen Konsum von Fleisch. Kaum jemand hat Spiele, egal ob am Smartphone, Tablet, Computer oder an der Konsole auf dem Schirm, wenn es darum geht, das eigene Konsumverhalten besonders klimafreundlich zu gestalten.
Gerade deshalb lohnt sich ein Blick auf die wichtigsten Faktoren, die darüber entscheiden, ob das Spielen nun eine „Umweltsünde“ ist oder nicht. Schon jetzt kann dabei aber verraten werden, dass es vor allem auf die Art der Spiele ankommt, die man spielt.
Die wichtigsten Faktoren – Energieverbrauch und Datennutzung
Bevor man einen Blick auf die einzelnen Spieletypen wirft, muss man feststellen, dass es vor allem der Stromverbrauch und das genutzte Datenvolumen sind, die einen negativen Einfluss auf das Klima haben. Der Stromverbrauch ist dabei ein offensichtliches Problem, schließlich entstammt ein Großteil des verbrauchten Stroms in Europa noch immer aus CO2-intensiven Kraftwerken.
Weitaus weniger offensichtlich ist der Datenverbrauch. Was viele Menschen nicht wissen, ist die Tatsache, dass unser Internet ein echter Stromfresser ist. Gerade die unzähligen Server, die für die Bereitstellung von Inhalten benötigt werden, verbrauchen dabei große Mengen an Strom. So geht die enviaM-Gruppe davon aus, dass in Deutschland jährlich 13 Terawattstunden Strom pro Jahr allein für das Internet genutzt werden. Die durch das Spielen anfallenden Datenvolumen sind also durchaus relevant, wenn man sich einen Überblick über den Stromverbrauch der Spielebranche verschaffen möchte.
Der Umwelteinfluss der verschiedenen Spiele
Zocker, die gerne um Echtgeld in einem Onlinecasino spielen, müssen nicht fürchten, dass das eigene Spieleverhalten einen relevanten Einfluss auf das Klima hat. Der Grund dafür ist klar: Für Onlinecasinos ist nur wenig Rechenleistung notwendig. Auch die Datenmengen, die übertragen werden müssen, sind relativ gering. Dabei ist es auch wenig relevant, woher der Strom kommt, der für das Endgerät genutzt wird. Ob man daher in einem Onlinecasino in der Schweiz, Österreich oder in Deutschland spielt, ist prinzipiell egal, auch wenn Deutschland aufgrund der aktuellen Politik natürlich eher klimafeindlichen Strom produziert, mit dem man sparsam umgehen sollte.
Auch andere Smartphone- und Tablet-Spiele sind hinsichtlich des Klimas wenig bedeutsam. Wenngleich der Trend hier in eine ungünstige Richtung geht, da die immer leistungsstärker werdenden Endgeräte (egal ob von Apple, Samsung oder anderen Herstellern) natürlich auch immer mehr Strom verbrauchen. Gleichzeitig werden auch die gebotenen Spiele immer komplexer und nutzen diese Rechenleistung zunehmend aus. Dies gilt insbesondere für Multiplayer-Spiele wie PlayerUnknown’s Battlegrounds (PUBG), die auf relativ hohe Datenmengen angewiesen sind. Kritisch sind in dieser Hinsicht übrigens auch die Werbeclips zu sehen, die regelmäßig in den mobilen Spielen angezeigt werden. Diese erhöhen die Datennutzung enorm.
Schon anders sieht es bei Spielekonsolen aus. Diese verfügen über leistungsstarke Grafikkarten und Prozessoren, die für eine tolle Grafikpracht sorgen, gleichzeitig aber auch viel Strom verbrauchen. Dazu kommt natürlich auch noch der Fernseher, der als Monitor der Spielekonsole dient und ebenfalls Strom verbraucht. So kann man problemlos auf einen Verbrauch von etwa 400 Watt kommen, dies ergibt bei zwei Stunden Zocken am Tag 5,6 Kilowattstunden in der Woche. Dazu kommt natürlich ebenfalls noch der Stromverbrauch der Datentransfers, der diesen Wert noch weiter ansteigen lässt.
Doch verglichen damit, benötigen klassische Gaming-PCs am meisten Strom. Diese verbrauchen bis zu 1000 Watt, wenn es sich um besonders leistungsfähige Exemplare handelt. Denn neben dem Rechner benötigt man auch hier natürlich Monitor, Maus, Tastatur und eventuell ein Game-Pad sowie ein Headset. Zockt man aufwendige Spiele an einem derart leistungsstarken Rechner, kommt man hier bereits bei einer durchschnittlichen Spieldauer von drei Stunden pro Tag, auf 21 Kilowattstunden pro Woche.
Gibt es nachhaltige Spieletechnologien?
Ja und nein! Natürlich versuchen Hardware-Hersteller ihre Komponenten möglichst effizient zu gestalten, um damit den Stromverbrauch zu reduzieren und vor allem auch der Wärmewirkung entgegenzuwirken, die damit einhergeht. Immer beliebter wird zudem das Unverolting – das Gegenteil des bekannten Overclockings. Hierbei versuchen Spieler durch individuelle Anpassungen Ihrer Grafikkarten und Prozessoren für eine bessere Energieeffizienz zu sorgen.
Wirklich nachhaltige Spieletechnologien gibt es aber nicht. Durchaus denkbar wäre aber, dass es in Zukunft auch in der Gaming-Branche Hersteller gibt, die ihre Komponenten möglichst nachhaltig fertigen. Etwa durch das Wiederverwerten bzw. Recycling bestimmter Metalle oder durch klimafreundliche Fertigungsanlagen. Denn klar ist: Gerade die Fertigung der Smartphones, Computer, Tablets und Spielekonsolen ist klimaschädlich. Für jedes Bauteil werden Metalle benötigt, deren Gewinnung energieintensiv ist. Außerdem werden die Komponenten, wie viele andere Konsumgüter auch, durch die halbe Welt geschickt, um schlussendlich in ihrem Zielmarkt anzukommen.
Diese Spiele machen einen Unterschied! Klimabewusstsein spielerisch stärken
Ein gutes Beispiel dafür ist das Erweiterungspaket „Nachhaltig Leben“ zum Klassiker Die Sims 4. Dieses Spiel bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung, schließlich hat fast jeder schon mal Die Sims probiert. Bei diesem Erweiterungspaket wird das Spiel durch Mechaniken wie die umweltschonende Mülltrennung, die Erzeugung von Strom über Sonnenkollektoren sowie die Nutzung von Second-Hand-Gegenständen, inklusive der Reparatur von Elektrogeräten und die Organisation von Müllsammel-Aktionen, vervollständigt.
Wer es noch spannender mag, sollte der Metro-Reihe eine Chance geben. Gerade Metro Exodus ist dabei wirklich empfehlenswert. Hier wird der Spieler in eine post-apokalyptische Welt entführt, die durch einen Atomkrieg geprägt wurde, welcher die Erde weitgehend zerstörte. Auch wenn es bei dem Spiel eher um den reinen Überlebenskampf geht und nicht um das Klima, bietet das Spiel eine tolle Atmosphäre und erinnert an die katastrophalen Folgen, die unser menschliches Handeln haben könnte.
Noah Schulz