Handy-Strahlung wohl doch nicht gefährlich

Handy-Strahlung wohl doch nicht gefährlich
Foto: Pixabay CC/PublicDomain

Handy-Strahlung wohl doch nicht gefährlich

zeit.de: Kann die Strahlung von Smartphones und Handys zu Hirntumoren führen? Wissenschaftler haben sich die Studien der vergangenen Jahre genauer angesehen.

Es wäre ein Leichtes, einen Text zu schreiben, in dem eine Reihe Studien vorkommt, die suggerieren, dass Handystrahlen Krebs im Gehirn verursachen könnten. Denn diese Studien gibt es. Sie sind zum Teil sogar an renommierten Universitäten entstanden und in guten wissenschaftlichen Fachzeitschriften erschienen. Die Aufmerksamkeit wäre einem wohl sicher, die Angst, die man schürte, groß. Nur wäre es nicht seriös – stellen diese Studien eben nur einen Teil der gesamten Forschung dar und haben ihre Schwächen.  

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Aber die Frage ist ja: Wie wahrscheinlich ist es, dass Mobilfunk Krebs verursacht, wenn man das gesamte Spektrum an Forschung dazu betrachtet und sich nicht einzelne Studien herauspickt? Genau das haben Wissenschaftler jetzt in einer Metastudie gemacht (Environment International: Karipidis et al., 2024). 

Sie ist unter der Führung der Australischen Agentur für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit entstanden und erschien am Mittwoch. Das Ergebnis: „Strahlenexposition durch Mobiltelefone erhöht wahrscheinlich nicht das Risiko von Hirntumoren.“ Auch die Gefahr für Entartungen an benachbarten Orten, die dem Handy beim Telefonieren besonders nahe sind, wie dem Gehörgang, dem Hörnerv oder der Ohrspeicheldrüse, steige durchs Telefonieren wohl nicht. Egal, ob Menschen schon länger als zehn Jahre ein Handy benutzten oder besonders viel telefonierten – sie hatten kein erhöhtes Krebsrisiko.  

„Obwohl die Nutzung der Drahtlostechnologie in den letzten 20 Jahren massiv zugenommen hat, ist die Häufigkeit von Hirntumoren nicht gestiegen“, schreibt der Hauptautor der Studie, der Strahlenschutzexperte Ken Karipidis. In den letzten Jahren seien zahlreiche neue Studien erscheinen, die das untermauerten. Auch bei Kindern haben die Wissenschaftler kein erhöhtes Risiko von Hirntumoren oder Leukämie durch Rundfunkantennen oder Basisstationen feststellen können – allerdings sei hier die Zahl der Studien gering, schreiben sie.

Nur wenige, dafür aber gute Studien wurden berücksichtigt

Die Frage, ob Handystrahlen Krebs verursachen können, ist damit aber nicht endgültig entschieden. Die Ergebnisse gelten nur mit „moderate certainty“, also mit „mäßiger Sicherheit“. Was heißt das? Maria Blettner, Professorin am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, ist Mitautorin der Studie und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Handystrahlung.

„Ich interpretiere unsere neue Studie jetzt so, dass ich mit hoher Sicherheit ein Risiko ausschließen kann“, sagt Blettner. Und das ist durchaus interessant, denn 2010 hieß es in einer Studie von Blettner und Kollegen noch, dass zumindest Menschen, die sehr viel am Handy hingen, möglicherweise ein leicht erhöhtes Krebsrisiko hätten

Der Grund dafür, dass das Votum jetzt anders ausfällt, sind einerseits neue Studien und andererseits der Fakt, dass die neue Metastudie besonders sauber gemacht sei. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben nicht selbst geforscht, sondern mit einem internationalen Team das weltweit vorhandene Wissen ausgewertet, neben Blettners Institut war zum Beispiel auch das Bundesamt für Strahlenschutz aus Deutschland beteiligt. 

Aus 5.000 Studien zum Thema Krebs und Handys, die zwischen 1994 und 2022 erschienen sind, hat das Team die 63 für die Fragestellung relevanten Arbeiten identifiziert und die Ergebnisse zusammengefasst und analysiert. „Wir haben die Kriterien, welche Studien wir einschließen, vorab in einem Fachjournal in Form eines detaillierten Studienprotokolls transparent veröffentlicht und nicht willkürlich die ausgewählt, die wir besonders toll fanden“, sagt Dan Baaken, Mitautor der Studie und Epidemiologe am Bundesamt für Strahlenschutz… weiterlesen

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