Hitze, Dürre, Brände: Die eigentliche Katastophe
Hitze, Dürre, Brände: Die eigentliche Katastophe
zeit.de: Hitze, Dürre, Waldbrände: Es war eine apokalyptisch anmutende Woche. Doch die größte Katastrophe ist nicht die Hitze – sondern unser Versagen, den Klimawandel zu stoppen – ein Kommentar auf zeit.de.
40 Grad in Hamburg, Tausende Hitzetote in Spanien und Portugal, zahlreiche Brände bei London: Eine apokalyptisch anmutende Woche geht zu Ende. Doch so unwirklich diese Meldungen auch scheinen mögen, überraschen dürften sie niemanden.
Lesen Sie auch:
Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass der Klimawandel Hitzewellen, Dürren und Waldbrände häufiger und intensiver macht. In diesem Jahr konnte man ähnliche Extremwetter bereits in anderen Regionen der Welt beobachten, etwa in Indien und Pakistan, die eine monatelange extreme Hitzewelle erlebten, oder in der Antarktis, wo zwischenzeitlich 40 Grad Celsius mehr gemessen wurden als zu der Jahreszeit üblich.
Die eigentliche Katastrophe ist also nicht die jetzige Hitzewelle. Sie ist vielmehr unsere fortlaufende Weigerung, den wissenschaftlichen Erkenntnissen mit der notwendigen Ernsthaftigkeit zu begegnen und Handlungen daraus abzuleiten. Die größte Katastrophe ist, dass wir daran scheitern, den Klimawandel zu stoppen.
Die Diskrepanz zwischen dem, was passieren müsste, und dem, was tatsächlich geschieht, ist noch immer riesig. Um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu beschränken, müssen die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 um die Hälfte sinken. Stattdessen sind sie im vergangenen Jahr gestiegen. Kein einziges Land der Welt reduziert derzeit seine Emissionen schnell genug. Stattdessen steuert die Welt gerade auf eine Erderwärmung von 2,5 bis 2,9 Grad zu.
Echte 1,5-Grad-Politik sähe anders aus
Auch das, was Deutschland unternimmt, reicht nicht aus. Denn obwohl Deutschland und Europa im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ihre Emissionen in den letzten Jahren senken konnten, ist der deutsche CO₂-Abdruck pro Kopf mit 8,5 Tonnen mit am höchsten in der Welt. In Kontrast zu den 1,5 Grad, die die Ampel-Parteien im Wahlkampf versprochen hatten, reichen die Ziele im Klimaschutzgesetz verschiedenen wissenschaftlichen Analysen zufolge für gerade einmal 1,8 – keinesfalls aber für 1,5 Grad. Noch dazu ist immer noch fraglich, ob diese – zu niedrigen – Ziele überhaupt erreicht werden.
Echte 1,5-Grad-Politik sähe anders aus. Sicher muss man der neuen Bundesregierung zugestehen, dass die Aufgabe riesig ist, vor allem weil der Klimaschutz jahrelang verschleppt – oder besser gesagt: verhindert – wurde. Das ist ein Skandal historischen Ausmaßes, der einer gründlichen Aufarbeitung bedarf. Sicher muss man der neuen Bundesregierung auch zugutehalten, dass sie aktuell wesentlich mehr schafft als ihre Vorgängerregierung.
Und doch tut auch die neue Bundesregierung – und tun wir alle – bei Weitem nicht alles, was möglich wäre. Zwar reden wir erstmals darüber, wie wir Gas sparen könnten – doch wir haben offenbar noch nicht begriffen, dass es für Gas als Brückentechnologie längst zu spät ist. Und so investiert die Regierung in neue fossile Infrastruktur, etwa indem sie neue Flüssiggasterminals baut oder Senegal bei der Erschließung von neuen Gasfeldern unterstützt… weiterlesen