Mehr Deutschlandtickets als zugelassene Autos

Mehr Deutschlandtickets als zugelassene Autos
Foto: Pixabay CC/PublicDomain

Mehr Deutschlandtickets als zugelassene Autos

zdf.de: In Hamburg gibt es aktuell mehr Deutschlandtickets als zugelassene Autos. Für die einen Ergebnis gelungener Verkehrspolitik, für andere Folge von „ideologischem Wahnsinn“.

Welches Verkehrsmittel Anjes Tjarks (B’90/Grüne) bevorzugt, ist offensichtlich: Trotz Hamburger Schmuddelwetters kommt der Senator zum Interview geradelt. Knapp 300 Kilometer Radwege hat seine Behörde für Verkehr und Mobilitätswende in der letzten Legislaturperiode gebaut oder erneuert.

Wie etwa an der Königstraße wurden Fahrspuren für Autos in geschützte Radwege umgewandelt oder zumindest verengt, um farblich markierte Fahrradstreifen einzurichten. Noch sei Hamburg keine Fahrradstadt, aber auf dem Weg dahin, sagt der 43-Jährige.

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Was nicht bedeute, dass andere Verkehrsmittel hintanstehen: „Für längere Strecken brauchen wir Busse und Bahnen. Und wir werden auch viele Situationen haben, wo Menschen nicht auf das Auto verzichten können oder wollen.“

Tschentscher: „Die Verkehrswende wirkt“

Seit zehn Jahren regiert Rot-Grün in der Hansestadt. Der Erste Bürgermeister, Peter Tschentscher von der SPD, lässt den Juniorpartner nicht nur gewähren, er unterstützt dessen Kurs ausdrücklich: „Wir stellen fest, dass die Verkehrswende wirkt, dass es mehr Menschen gibt, die Bus und Bahn fahren, dass es weniger angemeldete Autos gibt und dass wir auch im sogenannten Stau-Index von den ersten Plätzen runter sind, auf Platz 9 – noch hinter Bonn.“

Aktuell verzeichnet Hamburg mehr aktive Deutschlandtickets (924.000) als zugelassene Autos (820.000). Nicht zuletzt Folge des Ausbaus des öffentlichen Nahverkehrs. In den vergangenen Jahren wurden U- und S-Bahnstrecken verlängert, im Norden der Stadt soll die neue U5 ab 2040 jährlich rund 100 Millionen Menschen transportieren.

Großbaustellen nerven viele Autofahrer

Netze und Fahrzeuge werden kontinuierlich modernisiert. Ein Drittel der Busse fährt bereits elektrisch, in wenigen Jahren soll die gesamte Flotte emissionsfrei unterwegs sein. Ab 2026, so der Plan, werden autonome, also führerlose on-Demand-Busse die letzte Meile schließen und Menschen in Außenbezirken zu Schnellbahn-Haltestellen bringen.

Doch insbesondere die 16,5 Milliarden Euro teure U5 reißt nicht nur physisch tiefe Gräben in der Stadt auf. Die vielen Großbaustellen – parallel werden auch Fernwärme- und Glasfasernetze ausgebaut – strapazieren die Nerven ohnehin staugeplagter Autofahrer.

CDU will bessere Baustellenkoordinierung, Linke günstigeren ÖPNV

„Wir brauchen dringend eine bessere Baustellenkoordinierung“, fordert Dennis Thering, Spitzenkandidat der CDU, und will sich grundsätzlich für das Auto starkmachen. Dass in den letzten Jahren 4.000 Parkplätze weggefallen seien, müsse korrigiert, das umstrittene Anwohnerparken an vielen Orten überarbeitet werden.

Die Linke begrüßt den Ausbau des ÖPNV, setzt statt U- aber auf eine Straßenbahn, die – kostengünstiger und schneller zu bauen – mehr Randgebiete anschließen könne. Der Nahverkehr müsse zudem erschwinglicher werden, fordert Spitzenkandidatin Cansu Özdemir – mit einem 29-Euro-Ticket für Seniorinnen und Senioren etwa.

AfD: Zu viele Tempo 30-Zonen

„Hart gegen Autohass“ steht auf Wahlkampfplakaten der AfD. Spitzenkandidat Dirk Nockemann will „Ideologischen Wahnsinn“ und „Staupolitik“ der Grünen beenden. Das „inflationäre Ausweisen von Tempo 30-Zonen“ etwa, oder die Verengung von Straßen für Radwege. Und fordert mehr Parkhäuser, „Hart gegen Parkplatznot“… weiterlesen

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