Mieterstrom senkt Kosten

Mieterstrom senkt Kosten
In Dettingen (Erms) setzt ein Vermieter auf Ökostrom vom Dach. In dem Mehrfamilienhaus sparen alle vier Parteien Stromkosten und schonen das Klima.
Bisher haben in Deutschland vor allem Eigenheimbesitzer in Photovoltaikanlagen investiert. Doch nun installieren immer mehr Vermieter von Mehrfamilienhäusern Solarkraftwerke auf ihren Dächern. Einer dieser Vorreiter ist Gerhard Walter. Der 67-jährige Hausbesitzer und seine Mieter haben sich dieses Jahr von der Leipheimer Firma Energie-Schwaben-Solar eine Photovoltaikanlage auf sein Mehrfamilienhaus bauen lassen. Seitdem freuen sie sich über fast halbierte Stromkosten.
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Strompreis stabil
Anfang des Jahres hat Gerhard Walter aus Dettingen (Erms) seinen vier Mietparteien vorgeschlagen, auf dem Mehrparteienhaus im gleichen Ort eine PV-Anlage zu installieren. Denn sie sollen den Strom vom Dach von ihm beziehen und verbrauchen. „Also habe ich recherchiert und einen Mieterstromvertrag ausgearbeitet, dem alle Mieter vorab zugestimmt haben“, sagt Walter. Die Konditionen überzeugten die vier Parteien: Statt der bisher üblichen 35 Cent pro Kilowattstunde Strom zahlen die Mieter künftig 24 Cent für den PV-Strom, also elf Cent weniger.
Netzabhängigkeit 30 Prozent

Zudem entfallen die Kosten für vier Stromzähler beim Netzbetreiber, da der Ein- und Verkauf des Stroms über einen Allgemeinstromzähler erfasst wird. Und weil Walter neben 36 Solarmodulen (mit einer Gesamtleistung von 14,7 Kilowattpeak) auch einen 10-Kilowatt-Speicher im Keller installieren ließ, rechnet er mit einer Netzabhängigkeit von nur noch 30 Prozent. Das heißt: 70 Prozent des Stroms, den die elf Personen im Haus verbrauchen, kommt vom Dach. Er ist also regenerativ erzeugt und schont das Klima.
400 Euro sparen
„Laut Gesetz können solche Mieterstromverträge ein Jahr laufen, verlängern sich jedoch automatisch um ein weiteres Jahr, wenn sie nicht gekündigt werden“, sagt Walter. Eine Investition, die 20 Jahre lang Ökostrom liefert, ihm zumindest den Invest einspielt und seinen Mietern Geld spart. So profitieren drei Seiten: Mieter, Vermieter und Umwelt. „Ein Vier-Personen-Haushalt kann auf diese Weise bis zu 400 Euro im Jahr sparen“, verdeutlicht wiederum Olaf Böhnwald. Der Energieberater arbeitet bei Energie-Schwaben-Solar und hat die Anlage im Dettinger Mehrfamilienhaus im Frühjahr konzipiert.
Verbrauchsquote höher Zum Sparkonzept gehört auch, dass die Mieter keine Zählermiete beim Netzbetreiber mehr zahlen. Diese wird bei etlichen Energieversorgern mit schöner Regelmäßigkeit immer teurer. Walter hat deshalb eigene Unterzähler angeschafft. Sie erfassen, welche Wohneinheit wann wie viel Strom verbraucht, wobei der Solarstrom und der Netzstrom prozentual auf alle Wohnungen gleich verteilt werden. Der Solateur hat die nach Süden ausgerichtete Anlage im vergangenen Sommer installiert. Walter ist optimistisch, dass seine Rechnung aufgeht: „Nach einem Jahr haben wir Gewissheit“, sagt er und plant, zusätzlich einen Heizstab für die Warmwasserzubereitung anzuschaffen – was die Eigenverbrauchsquote des Solarstroms weiter erhöht. Bisher wird das Wasser noch über die Ölheizung erwärmt, belastet also das Klima.
Michael Sudahl