Quantifizierung der Grenzen des Erdsystems

Quantifizierung der Grenzen des Erdsystems
Foto: Pixabay CC0

Eine gerechte Welt auf einem sicheren Planeten: Quantifizierung der Grenzen des Erdsystems

Eine neue Studie in der Fachzeitschrift Nature zeigt, dass die Menschheit enorme Risiken für die Zukunft der Zivilisation und des gesamten Erdlebens eingeht. Über 40 Forscher aus verschiedenen Ländern haben an dieser internationalen Studie mitgewirkt. Sie quantifiziert erstmals sichere und gerechte Grenzen des Erdsystems auf globaler und lokaler Ebene für biophysikalische Prozesse und Systeme, die den Zustand des Planeten regulieren. Sicherheit und Gerechtigkeit für die Menschheit werden anhand derselben Kontrollvariablen bewertet und quantifiziert, die die Lebenserhaltung und Stabilität der Erde beeinflussen.

„Wir befinden uns im Anthropozän und gefährden die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des gesamten Planeten. Aus diesem Grund präsentieren wir zum ersten Mal quantifizierbare Zahlen und eine solide wissenschaftliche Grundlage, um den Gesundheitszustand unseres Planeten nicht nur im Hinblick auf die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Erdsystems, sondern auch im Hinblick auf das menschliche Wohlergehen und die Gerechtigkeit zu beurteilen.“ sagt Prof. Johan Rockström, Co-Vorsitzender der Erdkommission, Hauptautor und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Die Gerechtigkeit wird anhand der Vermeidung erheblichen Schadens für Menschen weltweit beurteilt, was zu strengeren Grenzen des Erdsystems führt. Die Earth Commission kommt zu dem alarmierenden Schluss, dass zahlreiche dieser sicheren Grenzen bereits überschritten wurden. Die Studie definiert sichere und gerechte Grenzen für Klima, Biodiversität, Süßwasser und verschiedene Arten von Umweltverschmutzung, von Luft über Boden bis hin zu Wasser – und die meisten davon wurden bereits überschritten.

Menschliche Aktivitäten verändern zum Beispiel den Wasserfluss, es werden zu viele Nährstoffe aus Düngemitteln in Gewässer freigesetzt und es bleibt nur noch begrenzte natürliche Gebiet übrig. Dadurch entstehen existenzielle Bedrohungen für einen stabilen Planeten, die Ökosysteme und ihre essentiellen Beiträge für das Wohlergehen der Menschen. Die Welt hat bereits die sichere und gerechte Grenze für den Klimawandel überschritten, die bei 1°C über dem vorindustriellen Temperaturniveau liegt, was bereits jetzt zu erheblichen Schäden für Millionen von Menschen führt.

Obwohl globale Ziele darauf abzielen, die globale Erwärmung auf unter 2°C zu begrenzen und idealerweise 1,5°C laut dem Pariser Abkommen zu erreichen, zeigt die Wissenschaft klar, dass auch alle anderen biophysikalischen Systeme und Prozesse auf der Erde gemanagt werden müssen, um die Lebensfähigkeit des Planeten zu gewährleisten.

Die Studie baut auf wissenschaftlichen Erkenntnissen auf, die die Bedingungen für einen stabilen Planeten und den Schutz des Lebens auf der Erde definieren. Sichere Grenzen gewährleisten stabile und widerstandsfähige Bedingungen und verwenden ein funktionierendes Erdsystem aus dem Holozän als Referenzpunkt für einen gesunden Planeten. Die Grenzen sollen menschlichen Schaden minimieren und umfassen weitreichende negative Auswirkungen wie den Verlust von Leben, Lebensgrundlagen, Nahrungsmittelsicherheit oder die Ausbreitung von Krankheiten.

„Unsere sicheren und gerechten Grenzen werden die Zielsetzung leiten, müssen aber auch durch gerechte Transformationsprozesse verwirklicht werden, die den Menschen einen minimalen Zugang zu Ressourcen gewährleisten“, fügt Co-Autorin Prof. Joyeeta Gupta, Co-Vorsitzende der Earth Commission und Professorin für Umwelt und Entwicklung im Globalen Süden an der Universität Amsterdam, hinzu.

Diese sicheren und gerechten Grenzen des Erdsystems werden als Grundlage dienen, um neue wissenschaftlich fundierte Ziele für Unternehmen, Städte und Regierungen festzulegen, um den Klimawandel, den Rückgang der Biodiversität, den Wassermangel, die Übernutzung von Düngemitteln und die Luftverschmutzung anzugehen. In einer Zeit wachsender Erwartungen wird der Erfolg von Unternehmen und Regierungen davon abhängen, ihre Auswirkungen auf Mensch und Planeten genau zu messen und innerhalb der begrenzten Grenzen des Planeten nachhaltige Lösungen zu finden. (Quelle: Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung)

Hier geht es zur Studie: https://www.nature.com/articles/s41586-023-06083-8

Die Earth Commission wird von Future Earth, dem weltweit größten Netzwerk von Nachhaltigkeitswissenschaftlern, ausgerichtet und ist der wissenschaftliche Eckpfeiler der Global Commons Alliance.

hjo

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