Schmutziger Fußabdruck

Schmutziger Fußabdruck

zeit.de: Der Sportartikelhersteller Nike verspricht, gebrauchte Turnschuhe zu recyceln. Wir sind der Spur einiger Paare gefolgt – und erlebten eine böse Überraschung.

Mit Müllbergen hätten wir gerechnet. Mit klassischem Greenwashing. Aber welch düsteres Geheimnis uns erwartet, konnte sich zu Beginn der Sneakerjagd keiner von uns ausmalen. Wir wollten herausfinden, was mit den 1,4 Milliarden Turnschuhen geschieht, die jährlich weltweit produziert werden – und später nicht im Hausmüll landen sollen, sondern in von der Industrie beworbenen Recylingsystemen.

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Die Modeindustrie ist für den Ausstoß von mehr CO₂-Emissionen verantwortlich als Luft- und Schifffahrt zusammen. Viola Wohlgemuth von Greenpeace nennt sie „einen Klimakiller“. Kaum ein Kleidungsstück steht so sehr für das rasante Wachstum von Fast Fashion wie Turnschuhe. Heute werden doppelt so viele Sneaker verkauft wie noch 2012 – bei 70 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr.

Mit Rappern und Influencern kreieren die großen Hersteller heiß begehrte Prototypen. Menschen, die sich selbst als Sneakerheads bezeichnen, stehen schon in der Nacht vor dem Verkaufsstart neuer Modelle vor den Läden Schlange. Binnen Minuten sind die Schuhe ausverkauft und werden kurz darauf für ein Vielfaches im Netz angeboten. Auf diese Weise sind Sneaker längst Spekulationsobjekte geworden. Im April hat der US-Rapper Kanye West ein Paar versteigert, das er in Zusammenarbeit mit Nike entwickelt hatte. Er verkaufte es für 1,8 Millionen Dollar.

Am 16. Juni drücken wir die gebrauchten grauen Nikes der Komikerin Carolin Kebekus im Hamburger Nike-Store in einen braunen Pappkarton. In den Sohlen haben wir GPS-Tracker versteckt. Auf der Box steht die Aufforderung „Recycle deine alten Schuhe“ und „Warum seine alten Schuhe zuhause sammeln? Spende sie. Wir machen daraus Nike Grind, ein Material, aus dem neue Performance-Produkte entstehen: Schuhe, Bekleidung oder Sportbeläge. Hilf der nächsten Generation von Athleten und spende deine Schuhe noch heute“. Die Box ist schon fast voll.

Seit dem Jahr 2002 hat der Nike-Konzern seinen weltweiten Umsatz fast Jahr für Jahr gesteigert, bis er zuletzt eine Höhe von rund 45 Milliarden US-Dollar erreichte. Damit hat sich der Umsatz in nicht einmal 20 Jahren etwa vervierfacht. Der größte Anteil am Erfolg: Schuhe.

Knapp zwei Wochen nachdem wir sie eingeworfen haben, melden uns die Tracker, dass Kebekus’ Schuhe in Belgien sind. Drei Wochen lang wählen sie sich jeden Morgen um 8 Uhr in einen Funkmast östlich von Antwerpen ein… weiterlesen

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