Sonnigster Sommer seit Messbeginn/Einer der vier wärmsten seit 1881

Sonnigster Sommer seit Messbeginn/Einer der vier wärmsten seit 1881
Foto: Hajo Nolden

Sonnigster Sommer seit Messbeginn/Einer der vier wärmsten seit 1881

Landläufig ist die warme Jahreszeit ja auch als „Sommerloch“ bekannt. Doch in diesem Jahr sorgten auch meteorologische Ereignisse und ihre Folgen für enorme Schlagzeilen: Hitzerekorde im Norden Deutschlands bis an die Küste, historische Trockenheit im Westen, Niedrigwasser und ausgetrocknete Flussläufe, Blaualgenplagen, zahlreiche Rekordwaldbrände, Trinkwassernotstände – oft Seite an Seite mit regionalen Starkregenfällen und Überflutungen.

6.trockenster Sommer seit 1881
Laut dem vorläufigen Bericht des DWD fielen in diesem Sommer mit rund 145 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 40 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 mit 239 l/m². In der seit 1881 bestehenden Zeitreihe des DWD war der Sommer damit der 6.trockenste. Am trockensten bleibt der Sommer 1911 mit nur 124 l/m². Auch im Vergleich zur Referenzperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 2022 minus 40 Prozent. Das Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen meldeten eine historische Sommerdürre. An den Alpen fielen währenddessen über 500 l/m².

„Die Sommerbilanz des deutschen Wetterdienstes zeigt erneut, dass sich die Welt und auch Deutschland mitten im Klimawandel befinden. Aber die Trockenheit in diesem Jahr ist dabei nur die Fortführung eines Trends, der sich schon über längere Zeit abzeichnet, und dies verstärkt in den letzten fünf Jahren. Wie die Europäische Umweltbehörde berichtet, geht schon seit Jahrzehnten in vielen Regionen Europas und auch Deutschlands die Bodenfeuchte besonders im Sommer zurück. Ebenfalls über lange Zeiträume fallen im Osten Deutschlands, aber zum Beispiel auch in Teilen Westdeutschlands wie in Nordbayern, die Grundwasserstände. Satellitendaten zeigen deutlich, dass in weiten Teilen Europas weniger Wasser im Boden und im Grundwasser gespeichert ist. Das hat nicht nur mit fallenden und unregelmäßiger werdenden Niederschlägen, sondern auch mit der durch die höheren Temperaturen stark angestiegenen Verdunstung zu tun. Wenn es dann regnet, ist das Potential für intensivere Niederschläge da“, sagt Fred Hattermann, Hydrologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Umso mehr ist es wichtig, dass wir den weiteren Klimawandel bremsen, aber ebenso, dass wir uns an den bestehenden anpassen. Das passiert aber noch zu wenig und örtlich sehr unterschiedlich. Bei der tatsächlichen Umsetzung kommt immer wieder die Entgegnung: ‚Es wird schon nicht so schlimm werden.‘ Es ist aber genau umgekehrt: Alle unsere Analysen zeigen, dass es mit der weiter steigenden Globaltemperatur sogar noch schlimmer wird.“

Temperaturplus von 2,9 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittel
Der Temperaturdurchschnitt lag in diesem Sommer nach vorläufigen Berechnungen des DWD mit 19,2 Grad Celsius (°C) um 2,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +1,6 Grad. Damit gehört der Sommer 2022 zu den vier wärmsten in Deutschland seit 1881. „Spitzenreiter“ bleibt 2003 mit 19,7 °C. Die deutschlandweit höchste Temperatur meldete Hamburg-Neuwiedenthal am 20.7. mit 40,1 °C .

https://youtu.be/LMMQgHYpzys

„Der Sommer 2022 ist erneut ein Warnzeichen dafür, dass extremere Sommer bereits zur Regel geworden sind. Sie sind gekennzeichnet durch häufigere Hitzewellen jenseits der 35°C-Marke und anhaltende Phasen ohne flächendeckenden Regen. Stattdessen lokal begrenzter Sturzregen, der Monatsmengen überschreiten kann und dann eher abfließt als versickert. Eine Entwicklung, die sich seit Jahrzehnten immer stärker auch in Messdaten abzeichnet und weit über die Sommermonate hinaus reicht. Denn Trockenheit ist eine Folge der langfristig steigenden Temperaturen und Verdunstung sowie Veränderungen gewohnter Regenmuster. Flusspegel und Wasserspeicher erreichen schneller kritische Werte, wenn Trockenjahre wie 2018, 2019 und auch 2022 in kürzeren Abständen folgen“, so Peter Hoffmann, Meteorologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Natürlich gibt es von Jahr zu Jahr und von Ort zu Ort Schwankungen. Aber grundsätzlich ist auch in den kommenden Jahren leider keine Entspannung zu erwarten.“

820 Sonnenstunden im Sommer 2022 – ein Rekord
Mit fast 820 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im Sommer ihr Soll von 614 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um knapp 34 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 lag die positive Abweichung bei rund 25 Prozent. Damit hat der Sommer 2022 den bisherigen Rekordhalter 2003 mit 793 Stunden deutlich abgelöst. Am Oberrhein schien die Sonne in den letzten drei Monaten fast 1000 und im äußersten Norden um 700 Stunden. (Quelle: DWD)

red

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