Stadt in der Schweiz schafft E-Scooter wieder ab

Stadt in der Schweiz schafft E-Scooter wieder ab
nzz.ch: Wetzikon im Zürcher Oberland beendet ein Experiment mit E-Trottis, weil sich die Bevölkerung geärgert hatte. Man sei wohl noch nicht so weit, sagt der Stadtpräsident.
Noch stehen sie herum in Wetzikon, die in Giftgrün und Orange gehaltenen Elektro-Trottinette. Am Bahnhof sind sie zu finden oder auch im Zentrum Oberwetzikon. Wer aber noch eine flotte Runde mit einem der 250 Flitzer drehen möchte, die derzeit die Strassen, Plätze und Trottoirs der zweitgrössten Stadt des Zürcher Oberlands säumen, sollte sich besser sputen.
Nach acht Monaten des Ausprobierens entschloss sich der Stadtrat von Wetzikon, den Testbetrieb mit den E-Trottis zu beenden. Die Fahrzeuge der beiden Anbieter Lime und Voi würden nur noch diesen Monat geduldet, schreibt die Stadt in einer Mitteilung, danach sei Schluss.
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«Das ist der erste solche Fall in der Schweiz, bei dem die Bevölkerung und dann die lokale Regierung auf unser Angebot verzichtet», sagt Lukas Windler vom Anbieter Lime gegenüber der NZZ.
Seit sie im Jahr 2018 über Nacht in der Schweiz aufgetaucht sind, gehören Elektro-Roller zum Strassenbild vieler Schweizer Städte. Die Gefährte, die per Handy aktiviert werden können, erfreuen sich vor allem bei Jugendlichen und Pendlern einiger Beliebtheit. Manch einer erkennt in ihnen ein Fortbewegungsmittel der Zukunft. Das Puzzlestück eines grösseren Plans, den Verkehr in neue Bahnen zu lenken.
Den Realitätscheck in einer Autostadt auf dem Land scheint das Trotti jedoch nicht bestanden zu haben.
Der Wetziker Stadtpräsident Pascal Bassu (SP) sagt: «Wir haben es einfach mal probiert. Nun brechen wir ab und stellen nach dem Testbetrieb auch keine Konzession an Anbieter aus.»
Für den Moment sieht Bassu in seiner Gemeinde kein Bedürfnis nach E-Trottis. Der SP-Politiker weiss das, weil die Stadt ihre Bürgerinnen und Bürger während der Pilotphase der E-Roller nach ihrer Meinung fragte.
Von 1567 befragten Leuten hätten über 77 Prozent angegeben, noch nie derlei Zweiräder genutzt zu haben. Und die, die damit herumgekurvt seien, hätten sich vor allem fürs Testen der Trottis interessiert.
Das Fazit der Stadtregierung: Während die 14- bis 35-Jährigen die Pilotphase immerhin noch mittelmässig fanden, sei «diese Beurteilung mit zunehmendem Alter schlechter ausgefallen».
Oder wie es Stadtpräsident Bassu ausdrückt, der die Roller im Selbstversuch ausprobiert hat: «Das Bedürfnis wog den Ärger nicht auf.» Dies vor allem wegen falsch parkierter oder herumliegender Vehikel, die das Trottoir versperrt hätten. Die negativsten Rückmeldungen seien aber von jenen Leuten gekommen, die die Fahrzeuge gar nie ausprobiert hätten.
Anbieter bedauern den Entscheid
Die Anbieter bedauern den Entscheid. Sie hätten das Angebot gerne auch nach dem Testbetrieb aufrechterhalten.
Die Ergebnisse der Befragung seien insgesamt zwar enttäuschend, stimmten jedoch auch hoffnungsfroh mit Blick auf die Zukunft, findet Lukas Windler vom Anbieter Lime. Gerade von jüngeren Menschen in Wetzikon, die offen für andere Mobilitätsformen als das Auto seien, haben man Zuspruch erhalten.
Auch Voi Schweiz, der zweite Anbieter in Wetzikon, findet das Experiment trotz Übungsabbruch gelungen, wie Geschäftsführerin Katharina Schlittler sagt: «Die Befragung in Wetzikon zeigt: Wer E-Trottinette nutzt, bewerte sie als sinnvolle Ergänzung zu anderen Verkehrsmitteln.»
Allein an den Nutzungszahlen gemessen nimmt sich das Experiment tatsächlich gar nicht so schlecht aus. Über 7000 Personen haben gemäss der Stadt das Angebot während der acht Monate genutzt und legten damit 67 000 Kilometer zurück. Wetzikon zählt rund 25 000 Einwohner. Zum Vergleich: In Zürich nutzten vergangenes Jahr rund 52 000 Personen ein Trotti des Anbieters Voi… weiterlesen