„Vergrößert euren Klima-Handabdruck“

Vergrößert euren Klima-Handabdruck“

Aufklären über den Klimawandel ist Gabriel Baunachs Anliegen. Deshalb gründete er die Plattform Climaware.org mit der er über das Internet Informationen, Daten und Fakten zusammenstellt, um über die fortschreitende Erderwärmung zu berichten. Seine Seite soll eine Brücke für alle Userinnen und User „über die Kluft zwischen Wissen und Handeln sein“. Baunachs Ziel: Vom Hirn durch Herz ins Handeln kommen. Im Gespräch mit globalmagazin erklärt er, wie er das erreichen will.

Mit welchem kleinen Schritt, haben Sie heute schon „ein wenig das Klima gerettet“?

Gabriel Baunach: Der Arzt und Entertainer Dr. Eckart von Hirschhausen schrieb so schön ins Vorwort für mein Buch: „Wir müssen nicht das Klima retten – sondern uns.“ Daran arbeite ich jeden Tag, mit kleinen und großen Schritten. Diese Woche war ich zum Beispiel bei einem Klimaprotest, habe einen Vortrag gehalten, viele Gespräche geführt und Beiträge für Online- und Print-Medien geschrieben.

Der Untertitel Ihres Buchs besagt „Warum wir mit der Holzzahnbürste nicht die Erderwärmung stoppen“. Warum reicht es nicht (mehr) aus, wenn jeder diese kleinen Schritte unternimmt?

Individuelle ökologische Verhaltensänderungen sind gut und richtig. Aber sie sind nur der kleinere Teil der Lösung. Der größere Teil kann nur durch strukturelle und politische Änderungen erreicht werden. Das zeigten uns die Corona-Lockdowns, als wir alle nicht mehr reisen und konsumieren konnten und trotzdem noch rund 80 Prozent der Treibhausgasemissionen übrigblieben.

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Aber die gute Nachricht lautet: Mit Druck und Engagement gemeinsam mit unseren Mitmenschen können wir die Entscheidungsträger*innen dazu bewegen, die großen Hebel in Bewegung zu setzen, damit wir noch eine lebenswerte Zukunft haben.

Müssen wir nicht vor allem an den „großen Schrauben“ drehen und lenkt der Blick auf den Handabdruck da nicht vom Wesentlichen ab?

Der Klima-Handabdruck widmet sich genau diesen „großen Stellschrauben“. Es geht dabei um viel mehr als kleine Verhaltensänderungen im eigenen Leben. Das Ziel ist es, mit dem eigenen Klima-Handabdruck Strukturen zu verändern und klimafreundliches Verhalten gesellschaftlich zu verbreiten…

Können Sie ein Beispiel dafür nennen?

Dazu gehören beispielsweise auch die großen Stellschrauben in Wirtschaft und Politik: Die Gesetze, die unsere Regierungen jetzt verhandeln und beschließen, werden entscheiden, ob wir unsere überlebenswichtigen Klimaziele für 2030 noch erreichen können. Mit der Vergrößerung unseres Klima-Handabdrucks können wir einen Beitrag dazu leisten. Und wir können den Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik signalisieren: „Setzt euch gegen fossile Interessensvertreter und Klimabremser durch! Traut uns etwas zu! Wir stehen hinter euch! Aber nur, wenn ihr die Transformation sozial-gerecht gestaltet, d. h. nicht nur untere und mittlere Einkommensgruppen belastet, sondern vor allem die vielen Multimillionär*innen in unserer Gesellschaft.“

Wie genau wollen Sie den Lesern vermitteln, dass sie dafür nicht asketischen Verzicht leisten müssen?

Tatsächlich bedeutet nicht so sehr der Klimaschutz Verzicht. Viel eher werden wir Verzicht leisten müssen, wenn wir so weitermachen wie bisher: Denn dann wird in 20 Jahren Wasser rationiert, Lebensmittel werden knapp und uns drohen Hitze-Lockdowns.

Auf der anderen Seite können wir durch ernsthaften Klimaschutz so viel gewinnen: saubere Luft, mehr Sicherheit, Fahrräder, Grün- und Erholungsflächen in Städten, weniger Stress im Verkehr, eine gesündere Ernährung und eine gerechtere Gesellschaft – das klingt für mich nicht nach Verzicht, bloß nach Umgewöhnung.

Was unterscheidet den CO2-Fußabdruck vom Klima-Handabdruck genau und warum wirkt er besser für mehr Klimaschutz?

Beim CO2-Fußabdruck geht es um die Frage „Wie kann ich allein klimafreundlicher leben“. Schnell merkt man, dass es sehr aufwändig ist, seinen CO2-Fußabdruck in den klimaschädlichen Strukturen unserer Welt zu minimieren, und man dabei an Grenzen stößt. Man erkennt: Wir müssen die Strukturen verändern, um nachhaltiges Verhalten zum Standard zu machen.

Genau hier setzt der Handabdruck an. Dabei fragen wir uns: „Wie kann ich zum Multiplikator für klimafreundliches Verhalten werden – also möglichst vielen Menschen klimafreundliche Entscheidungen ermöglichen und einfacher machen?“

Wer sich gemeinschaftlich für vegetarische Gerichte in der Firmenkantine, für einen Radweg in der Nachbarschaft oder eine nachhaltige Geldanlage in der Kirchengemeinde einsetzt, vergrößert seinen Handabdruck und leistet viel mehr für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen, als nur mit Mülltrennung, Plastikverzicht und Stromsparen zuhause.

pit

Über Gabriel Baunach

Seit er 14 Jahre alt ist, beschäftigt Gabriel Baunach sich mit der Klimakrise: 2020 gründete er die Klima-Aufklärungsplattform Climaware und begann mit Tätigkeiten als Klima-Podcaster und -Speaker. Im August 2023 veröffentlichte er sein erstes Buch „Hoch die Hände, Klimawende! Warum wir mit der Holzzahnbürste nicht die Erderwärmung stoppen – und wo unsere wirklichen Hebel sind“. In dem Sachbuch zeigt er auf, wie jede und jeder das Gefühl der Ohnmacht überwinden und Großes für den Klimaschutz leisten kann – ohne zu viel Askese und Verzicht. Sein Appell: „Vergrößert euren Klima-Handabdruck, statt euch nur mit Konsum-Kleinklein und dem CO2-Fußabdruck zu beschäftigen!“

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