„Wow! In so einer Welt will ich leben“

„Wow! In so einer Welt will ich leben“
2048 ist die Welt nachhaltig – zumindest in Lino Alexander Zeddies Roman, den der Autor „für alle, die sich nach einer schöneren Welt sehnen (so der Untertitel) schrieb. Darin erwachen zwei Zeitreisende nach langem Schlaf im Berlin der Zukunft.

Sie tasten und staunen sich durch eine Welt, von der manche heute nur träumen. Sie entdecken Tag für Tag ihre Umgebung neu. In der ergrünten Stadt üben sich die Menschen in basisdemokratischen und selbstverwalteten Strukturen. Gemeinwohl und landwirtschaftliche Selbstversorgung prägen das Leben der Menschen in der Zukunft… Ihr Tagebuch des Neuentdeckens präsentiert uns eine Welt, in der vieles wahr wurde, was heute gerade einmal in unzähligen kleinen Ansätzen und Experimenten wie zarte Pflänzchen zu sprießen beginnt. Christian Felber, der Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie, sagt dazu begeistert: „Zeddies ist der Thomas Morus des 21. Jahrhunderts.“ Sein Utopia komme passgenau zur richtigen Zeit. Es könne nicht anders sein, sagt Felber, „als Realität zu werden.“
Darüber sprach globalmagazin mit dem Autor:
(Was) Kann ein utopischer Roman am Status quo unserer Welt Wesentliches verändern?
Lino Alexander Zeddies: Wir können in der Regel nur das denken, was wir auf irgendeine Weise schon einmal erlebt oder gesehen haben. Dadurch sind wir in der Regel im Status Quo verhaftet und viele Menschen können sich eine andere Welt nicht einmal vorstellen…
Und eine Utopie sprengt diese Grenzen?
Ein utopischer Roman kann eine andere Welt ein Stück weit erlebbar und damit auch erst denkbar machen. Ich würde fast so weit gehen zu sagen: Gäbe es lauter Utopien in Filmen und Büchern und die Menschen wären am laufenden Band mit anderen Ansätzen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft konfrontiert, dann könnte die Gesellschaft in vielen Dingen gar nicht so sein wie sie ist.
Warum ist das so?
Erst durch die angebliche Alternativlosigkeit in den meisten Köpfen lassen sich viele Absurditäten, Verschwendungen und Ungerechtigkeiten gesamtgesellschaftlich aufrechterhalten. Dystopien gibt es wie Sand am Meer, aber positive Utopien als gesellschaftliche Leitsterne sind furchtbar rar. Wir brauchen daher unbedingt mehr davon.
Warum haben Sie die Form des Romans gewählt, um über Ihre und unsere Zukunft nachzudenken?
Weil ein Roman im Vergleich zu einem Sachbuch viel tiefer unter die Haut geht. Wir sind ja keine Computer, sondern Gefühlswesen und nehmen Informationen umso besser auf, je stärker diese mit Gefühlen und Eindrücken verknüpft sind. Eine Geschichte mit Personen, Orten und konkreten Umsetzungen von Lösungsideen ist daher für die meisten Menschen viel leichter zu lesen und zu verarbeiten als ein trockenes Sachbuch voller theoretischer Ideen. Ich hoffe daher, mit „Utopia 2048“ eine schönere Welt wirklich spürbar zu machen, damit die Leserinnen und Leser nach der Lektüre nicht nur denken, „Ja, das wäre vernünftig und sinnvoll“, sondern „Wow! In so einer Welt will ich leben – was kann ich dafür tun?“.
Was versprechen Sie sich als konkrete Wirkung Ihres Buchs?
Ich hoffe, bei Leserinnen und Leser Lust auf Wandel und eine schönere Welt zu erzeugen und Ihnen direkt ein paar Anregungen und konkrete Lösungsideen an die Hand zu geben, was sie konkret im Alltag, ihren Organisationen und Lebensorten verändern können. Ganz am Ende des Buches sind dafür auch nochmal ganz konkrete Möglichkeiten aufgelistet. Zweitens glaube ich, dass der Weg in eine bessere Welt bereits die Qualität dieser Welt widerspiegeln muss, um auch wirklich in diese Welt zu führen.
Kann das ein Buch leisten?
Ich bin der festen Überzeugung, dass der beste Aktivismus kein schwerer Kampf und keine Selbstausbeutung ist, sondern Spaß macht sowie Verbindungen und Inspirationen schafft. Auch diese Ideen hoffe ich mit dem Buch anschaulich zu vermitteln und bei einigen Themen zum Nachdenken anzuregen. Drittens glaube ich, dass die verschiedenen Gruppierungen in der Wandelbewegung viel stärker zusammenarbeiten und sich als Teile eines größeren Ganzen verstehen sollten. Mit dem Buch möchte ich zeigen, warum viele Lösungsansätze zusammengehören und dass diese unterschiedliche Bausteine einer gleichen neuen Gesellschaftslogik von Kooperation, Verbundenheit und Sinnhaftigkeit darstellen.
Woher schöpften Sie all Ihre Informationen für das Werk?
Da ich ein sehr neugieriger Mensch bin, habe ich mich in den letzten zehn Jahren beruflich mit sehr vielen verschiedenen Themen beschäftigt – von Geldreform, Permakultur-Landwirtschaft über Organisationsberatung bis Coaching und Psychotherapie. Ich habe haufenweise Bücher verschlungen und unterschiedlichste Seminare und Workshops besucht…
Und war die Suche erfolgreich?
… dabei habe ich unzählige inspirierende Projekte und Lösungsideen kennengelernt und immer mehr das Gefühl bekommen: Die Lösungen für all unsere Probleme sind schon da – sie müssen „nur“ noch umgesetzt und verbreitet werden. „Utopia 2048“ gab mir die Möglichkeit, diese unterschiedlichen Ansätze zusammenzutragen und zu verknüpfen.
Der Roman verbreitet eine recht positive Grundstimmung: Wie gehen Sie damit um, dass Ihnen Schönfärberei oder aber eine naive Sicht vorgeworfen werden könnte?
Mein Buch ist ja keine Zukunftsprognose, sondern eine Darstellung einer Gesellschaft, wie ich sie mir wünschen würde. Das hat meiner Ansicht nach nichts mit Naivität zu tun. Es wäre vielleicht eher naiv zu glauben, dass wir uns als Gesellschaft in eine bessere Richtung entwickeln werden, ohne intensiv darüber zu reden, wo wir denn hinwollen.
Machen wir das Ihrer Meinung nach denn zu wenig?
Bisher liegt der mediale Fokus vor allem auf Katastrophen, was schiefläuft und was nicht passieren darf. Das ist auch wichtig, aber das reicht nicht. Es braucht daher unbedingt mehr positive Visionen und Utopien als gesellschaftliche Diskussionsgrundlage – je mehr desto besser!
pit

Lino Alexander Zeddies
Utopias 2048
Für alle, die sich nach einer
schöneren Welt sehnen
BoD, Nordersted 2020
306 Seiten
11,99 Euro