Yoga hat viele gesundheitliche Wirkungen

Yoga hat viele gesundheitliche Wirkungen
geo.de: Ob gegen Rückenschmerzen oder depressive Verstimmungen: Bei vielen weit verbreiteten Leiden entfaltet die Yoga-Praxis eine Wirkung, die oftmals mit Medikamenten und anderen Therapieformen vergleichbar ist, sagt der Medizinforscher Holger Cramer. Das sei inzwischen auch wissenschaftlich gut belegt
GEO WISSEN: Herr Dr. Cramer, die Vorstellungen über das, was Yoga ist, gehen in der Öffentlichkeit oft weit auseinander. Die einen haben Akrobaten vor Augen, die sich so verrenken, wie man es als Normalsterblicher kaum hinbekommen würde – andere weltentrückte Yogis, die stundenlang ein Mantra vor sich hinmurmeln. Was ist Yoga im Kern?
Dr. Holger Cramer: All das kann Yoga sein. Und vieles mehr. Es gibt keine strenge Definition. Aus meiner Perspektive als Forscher hat sich Yoga von einer zunächst etwas belächelten esoterischen Modeerscheinung zu einer vielversprechenden verhaltensmedizinischen Therapieform entwickelt.
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Von zentraler Bedeutung ist dafür das seit Jahrhunderten bekannte Hatha- Yoga, bei dem die Wertschätzung und Stärkung des Körpers durch gezielte Übungen, die sogenannten Asanas, im Vordergrund steht.
Darüber hinaus umfasst Yoga schon immer besondere Atem- und Meditationstechniken sowie eine eigene Philosophie, die zu einem ethischen und gesundheitsförderlichen Lebensstil anleiten soll.
Gibt es eine übergeordnete Instanz, die darüber entscheidet, was sich Yoga nennen darf und was nicht?
Nein, theoretisch ist alles möglich. Wenn man sich die populären Stile anschaut, sind die Unterschiede aber nicht so fundamental, wie man meinen könnte. Vielmehr wird der Schwerpunkt mal stärker auf Meditation und Achtsamkeit, mal stärker auf Bewegung gelegt.
Hierzulande sind vor allem die körperbetonten Spielarten des Hatha- Yoga beliebt, wie etwa Iyengar-Yoga. Es gibt aber zahlreiche andere Stile – und es kommen immer weitere hinzu.
Oftmals entwickelt jeder Lehrende seine eigene Lesart, sodass sich Yoga ständig verändert und immer wieder den aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen anpasst. Bis hin zum Ziegen-Yoga oder zum Doga, dem Dogs-Yoga, also mit Hund. Traditionalisten belächeln das vielleicht, aber für manche Menschen mag es das Richtige sein.
Wie findet man bei der großen Auswahl die Richtung, die zu einem passt?
Welcher Stil sich am besten eignet, hängt vor allem davon ab, was man erreichen will. Wer einfach nur fitter werden möchte, kann sich zum Beispiel im Power-Yoga versuchen, das wie ein Workout betrieben wird. Vini- Yoga ist dagegen ein ganzheitlicher Ansatz, der sich besonders für Menschen eignet, die körperliche und seelische Probleme angehen wollen. Iyengar- Yoga fokussiert stark auf die Schulung von exakten Bewegungsabläufen und die Körperwahrnehmung. Und wer sich für Mantra-Singen, Lebenskunde und Ernährungslehre begeistern kann, ist mit Kundalini-Yoga gut beraten.
Muss man spirituell veranlagt sein, um Yoga zu machen?
Gar nicht. Zwar hat Yoga zweifelsohne einen religiösen Ursprung, und spirituell Interessierte finden immer noch genügend Angebote. Aber die heutigen Stile haben sich vielfach davon gelöst. Auch in Indien selbst hat sich Yoga weitgehend säkularisiert und von seiner religiösen Herkunft entfernt.
Das macht es für mich als Forscher insofern einfacher, als sich die Effekte von Yoga mit wissenschaftlichen Methoden überprüfen und bei uns im Klinikalltag therapeutisch einsetzen lassen.
In welcher Form geschieht das im Krankenhaus?
Bei der Yoga-Therapie werden gezielt Inhalte des klassischen Yoga verwendet, um Krankheiten zu lindern. Die Lehrenden gehen dabei auf die besondere gesundheitliche Situation des Patienten ein und wählen die Übungen entsprechend dessen Leiden aus. So sind zum Beispiel für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen Asanas ratsam, die die Rückenmuskulatur dehnen und stärken.
Für Menschen mit Depressionen oder Stresserkrankungen ist es dagegen hilfreich, wenn sie zwischen den Übungen ausgiebig meditieren. Auch Beratungen zum Lebensstil auf Basis der Yoga-Philosophie können Teil einer Behandlung sein. Spirituelle Erfahrungen sind dabei völlig in Ordnung, aber sie sind nicht das Ziel der Yoga-Therapie… weiterlesen
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