Zivilgesellschaftliches Engagement in Gefahr

Zivilgesellschaftliches Engagement in Gefahr
Foto: Gerd Altmann/Pixabay CC/PublicDomain

Zivilgesellschaftliches Engagement in Gefahr

Die sozialen und ökonomischen Grundlagen vieler zivilgesellschaftlicher Organisationen sind in Gefahr. Die fortdauernden Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie führen zu einem Rückgang ehrenamtlichen Engagements und finanziellen Engpässen. Das zeigt der Bericht Weniger Handlungsspielräume trotz besonderer Leistungen, den die ZiviZ gGmbH im Stifterverband veröffentlicht hat.

Gemeinnützige Organisationen stehen vor großen Herausforderungen: Die Bereitschaft zu helfendem Engagement lässt nach, die Anforderungen an Führungskräfte in den Vereinen steigen und die Mitgliederzahlen sind rückläufig.

Während noch zu Beginn der Corona-Pandemie ein explosionsartiger Anstieg von spontanem und informellem Engagement zu beobachten war, lässt dies nun nach. Nur einer von vier Befragten gab an, sich zurzeit mit vielen Engagierten einbringen zu können.

Pandemie lässt Zahl Engagierter und Ennahmen schrumpfen

Zudem geben 17 Prozent der Befragten an, dass es in Vereinen zu pandemiebedingten Kündigungen von Mitgliedschaften kommt. Bei einer Gesamtzahl von ungefähr 600.000 Vereinen in Deutschland (ZiviZ-Survey 2017), könnten also rund 100.000 Vereine von pandemiebedingten Mitgliederaustritten betroffen sein. Fast drei von vier Organisationen berichten von sehr hohen Anforderungen an ihre Führungskräfte, die durch die Umstellung von Organisationsstrukturen und -abläufen und zurückgehende Engagiertenzahlen zunehmend überlastet sind.

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Bereits erprobte Konzepte zur Bindung von Engagierten und Interessierten sollten innerhalb der Praxis ausgetauscht und eingesetzt werden. Gerade digitale Instrumente sind hier ein wichtiges Potential.

Nicht nur durch rückläufige Mitgliedschaftsbeiträge haben gemeinnützige Organisationen mit finanziellen Engpässen zu kämpfen. Bewährte Finanzierungsquellen wie Einnahmen durch Veranstaltungen und Verkaufserlöse sind kaum noch möglich. 82 Prozent der Befragten sprechen von einem teils starken Rückgang selbsterwirtschafteter Mittel und fast jeder Vierte verzeichnet Verluste bei Mitgliedschaftsbeträgen.

Einnahmeeinbußen: Nur jede vierte Organisation beantragt Soforthilfen

Trotzdem haben 78 Prozent aufgrund der aktuellen Lage keinen Antrag auf die vom Staat angebotenen Soforthilfen für gemeinnützige Organisationen gestellt. Jeder Zweite gab an, die Kriterien nicht erfüllen zu können. Eine noch breitere Kommunikation der Informationen zu Soforthilfeprogrammen der Länder und des Bundes sowie enge Beratung während der Antragsprozesse kann helfen, damit noch mehr betroffene Organisationen Liquiditätsengpässe überwinden können.

Gemeinnützige Organisationen haben seit Pandemiebeginn außerordentliches geleistet. Gerade in der Krise haben sie wichtige Aufgaben übernommen, um Menschen in Notlagen zu unterstützen. Dennoch berichtet jeder Zweite, dass sich Entmutigung breitmacht. So sehen viele die Bindung von Engagierten (70 Prozent) und Mitgliedern (61 Prozent) als unmittelbare Kernherausforderungen. Der Wert des ehrenamtlichen Engagements für jeden Einzelnen sowie für die gesamte Gesellschaft muss folglich stärker herausgestellt werden. So kann Menschen wieder Mut gemacht werden, sich ehrenamtlich einzubringen und Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen.

red

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