Zwei Drittel der Altkleider landen auf dem Müll
Zwei Drittel der Altkleider landen auf dem Müll
spiegel.de: Nicht einmal ein Prozent der getragenen Kleidung wird zu neuer Mode recycelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von McKinsey. Dabei wäre weit mehr möglich.
In der Außendarstellung ist die Sache klar: Immer mehr Textilhändler brüsten sich damit, ihren Kunden getragene Kleidung abzunehmen und dieser ein neues Leben im nächsten Kleiderschrank zu geben. »Lasst uns den Kreis schließen«, wirbt H&M, »wir nehmen es zurück« bietet C&A an, und Zalando will Kleider-Recycling und Second-Hand-Mode zum neuen Kerngeschäft machen.
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Die Realität aber sieht noch fade aus: Weniger als ein Prozent der abgelegten Kleidungsstücke schafft es, zu neuer Mode recycelt zu werden. Dabei könnte aus mindestens einem Fünftel des Textilabfalls wieder Kleidung werden, hat die Unternehmensberatung McKinsey in einer Studie analysiert, die dem SPIEGEL exklusiv vorliegt.
Von den 7,5 Millionen Tonnen Alttextilien, die jährlich in Europa anfielen, landeten jedoch mehr als 65 Prozent direkt auf Müllhalden oder in der Müllverbrennung. Der Rest wird zwar gesammelt und wiederverwertet – aber in der Regel nur als Second-Hand-Kleidung oder als grob recycelte Produkte wie etwa Lappen.
Nicht nur das Zweitleben der eigenen Kleidung und Heimtextilien würde sich laut der Studie lohnen, möglicherweise auch das Überdenken der eigenen Konsumgewohnheiten: Mehr als 15 Kilogramm Textilmüll produziert laut der Studie jeder Mensch in Europa im Durchschnitt pro Jahr, bis 2030 könnte dieser Berg auf mehr als 20 Kilogramm pro Kopf anwachsen. Dabei stamme der mit 85 Prozent weitaus größte Anteil aus privaten Haushalten.
Um den Textilkreislauf in Gang zu bringen, müsste noch einiges getan werden. Auf bis zu sieben Milliarden Euro schätzen die Studienautoren die Investitionen, die dafür nötig wären – für Recyclingfabriken und das verbesserte Sammeln sowie Sortieren.
15.000 neue Jobs wären in Recycling-Europa möglich
Dabei könne Textilrecycling aus Sicht des McKinsey-Modeexperten Karl-Hendrik Magnus durchaus zum »profitablen Wirtschaftszweig« werden. In acht Jahren ließen sich mit der Kreislaufwirtschaft europaweit 15.000 neue Jobs schaffen, dazu ein Markt mit einem Umsatzvolumen von bis zu acht Milliarden Euro. Satte 25 Prozent jährliche Rendite seien in der Recyclingindustrie möglich. Obendrein ließen sich so vier Millionen Tonnen CO₂, Wasser und Chemikalieneinsatz sparen.
Vor allem neue Technologien treiben die Chancen auf mehr Recyclemode voran: So sei das mechanische Bearbeiten von Baumwolle bereits gut etabliert, es gebe neue Verarbeitungsformen für Viskosefasern und Tests für die chemische Aufbereitung gebrauchter Polyesterstoffe. Das Sammeln und Recyceln werde jedoch noch gebremst durch fragmentierte, kleinteilige Strukturen und wenig automatisierte Arbeit… weiterlesen