Artenschutz im Weinbau an der Mosel

Artenschutz im Weinbau an der Mosel
„Sie sind die wahren Heldinnen und Helden der Landschaft und verdienen allerhöchste gesellschaftliche Anerkennung“, sagte Claus-Peter Hutter, Präsident der Umweltstiftung NatureLife-International (NLI) bei der Eröffnung der Woche der Artenvielfalt in Bernkastel-Kues. Er würdigte damit die mühevolle Arbeit aller Moselwinzer die noch Weinbauterrassen bewirtschaften.
Hintergrund: Ohne die Pflege der traditionellen Weinberge würde nicht nur eine rund zweitausend Jahre Kulturlandschaft, sondern auch der Lebensraum zahlreicher, vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu Grunde gehen.
„Leistung auch vom Naturschutz lange vernachlässigt“
„Viel zu lange haben auch Naturschützer den Artenschutz nur aus der ökologischen Brille betrachtet und Aspekte der Heimatkultur und ökonomischer Erfordernisse vernachlässigt“ betonte Hutter und unterstrich, dass nur bei traditioneller Nutzung historischer Weinberge Trockenmauern, Steinriegel und andere Strukturen als Lebensräume für eine spezialisierte Fauna und Flora erhalten bleiben. Dies diene nicht nur dem Schutz bedrohter Arten, sondern sei auch für ökologische stabile Verhältnisse im Weinberg wichtig.
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Die historischen Weinberge sind nach Ansicht von Hutter zugleich Reallabor für mehr Artenvielfalt auch in den flurbereinigten Rebflächen. „Was am steilen Hang mit aufopferungsvoller Arbeit vom Römer- bis zum Raketenzeitalter über 2000 Jahre hinweg funktioniert hat, birgt viel Potential um wenigstens zum Teil und unter Berücksichtigung technischer Erfordernisse in andere Weinberge übertragen zu werden. Wir müssen das Rad der Geschichte dabei nicht zurückdrehen, sondern verantwortungsvoll nach vorne bewegen“.
Woche der Artenvielfalt
Die vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel begründete Woche der Artenvielfalt integriere vorbildlich Winzer, Weingüter, Weinerlebnis– und Gästeführer, Naturschutzpraktiker, Wissenschaftler, Touristiker, Historiker und Hoteliers und mache deutlich, dass es eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft sei, das wertvolle Natur- und Kulturerbe der Moselweinberge zu bewahren. „Damit wird konsequent und unterhaltend die
Aktion Lebendige Moselweinberge in die breite Gesellschaft getragen. Mit der Woche der Artenvielfalt geben sie ein Vorbild für alle Weinbaugebiete Deutschlands“, so der Stiftungspräsident und Ehrensenator der Universität Hohenheim sowie vielfacher Buchautor C.-P. Hutter. Angesichts des Generationenwandels gelte es jetzt verstärkt wieder junge Menschen für die mühevollen Tätigkeiten am steilen Hang zu begeistern. „Das bringt Fitness, frische Luft, Fernblick und Einsicht, Trauben- und Naturerlebnisernte und ersetzt ein Sportstudio“. sagte Hutter. Zugleich müsse auf allen Ebenen der Wissenserosion in Sachen Natur, Landschaft und Landwirtschaft entgegengewirkt werden. Für eine zukunftsfähige Gesellschaft sei dies elementar.
Künftigen Generartionen wieder Artenvielfalt erklären
Hutter: „Kinder kennen heute mehr Handy Apps, nichtssagende TikTok-Filmchen, Snap Chat, Instagram und andere Formate als Wildpflanzen und Wildtiere. Es ist traurig, dass man heute ein Biologiestudium überstehen kann ohne eine Amsel von einem Spatz unterscheiden können zu müssen. Wie sollen künftige Generationen die Zusammenhänge der Natur in den Weinbergen, Wäldern, Feldern und der Gewässer begreifen und entsprechend handeln, wenn es ihnen nicht vermittelt wird. Wie sollen sie wissen, dass von Nichts nichts kommt und es Menschen braucht, die Natur hegen und pflegen?“ Und allen Besucherinnen und Besuchern der Woche der Artenvielfalt gab er mit auf den Weg, dass letztlich für Alle jeder Tag ein Tag der Artenvielfalt sein müsse. „Denn jeder kann in seinem Umfeld schon im Kleinen einen konkreten Beitrag leisten und sein Wissen weitergeben, die Woche der Artenvielfalt der Initiative Lebendige Moselweinberge und deren vielen Partner bieten viele Anregungen dazu.“
cp
Die Stiftung NatureLife-International engagiert sich international mit praktischen Modellprojekten für die Verknüpfung von Klimaschutz, Biodiversitätsbewahrung und Armutsbekämpfung durch Wiederaufforstung früher abgeholzter Regenwälder in den Tropen. Weitere Schwerpunkte gelten Projekten in Deutschland und Europa zur Biotopvernetzung, Klimaschutz, integrierte nachhaltige Regionalentwicklung und Umweltbildung.
Das DLR Mosel setzt sich mit der Initiative „Lebendige Moselweinberge“ seit Jahren für die Förderung der biologischen Vielfalt im durch Steillagen geprägten Weinanbaugebiet Mosel ein.