Dresden: Weltweit erstes Haus aus Carbonbeton

Dresden: Weltweit erstes Haus aus Carbonbeton
mdr.de: Beton mit dem darin enthaltenen Zement gilt wegen seiner hohen CO₂-Emissionen als Klimakiller, trotzdem ist er für die Baubranche unersetzlich. Hier setzt die Innovation von Forschern aus Dresden an. Sie ersetzten Stahl mit Carbon und sparen so 50 Prozent des Betonverbrauchs. Nach 30 Jahren Forschung ist am Mittwoch das weltweit erste Haus aus Carbonbeton „Cube“ in Dresden eröffnet worden.
Für Professor Manfred Curbach laufen an diesem Tag zwei Höhepunkte zusammen. Erstens hat er Geburtstag und zweitens erlebt er das Ergebnis seiner 30-jährigen Forschungsarbeit zum Carbonbeton. Er steht in einem Haus, das auf den ersten Blick für Nichtkenner zwar sehr chic, aber ansonsten relativ normal aussieht. Dieses Haus birgt jedoch das Potenzial, die Baubranche komplett zu verändern – oder anders formuliert: Dieses Haus ist das Sinnbild einer Chance für klimafreundliches, CO₂-neutrales Bauen.
Lesen Sie auch:
Carbon statt Skelette aus Stahl
Doch worum geht es eigentlich konkret? Häuser werden in der Regel mit Beton gebaut. Damit dieser hält und seine Form findet, werden Stahlskelette in Fußboden und Wänden installiert, die dann mit Beton ausgegossen werden. Der Stahl ist für die Haltbarkeit unersetzlich. Es gibt nur ein Problem – er kann rosten. Damit dies nicht passiert und keine Feuchtigkeit an das Stahlskelett gelangt, muss der Stahl vom Beton relativ dick ummantelt werden. Manfred Curbach und sein Forscherteam von der TU Dresden haben jetzt „einfach“ den Stahl durch Carbon ersetzt.
Bis zu 80 Prozent Beton-Einsparungen möglich
„Der große Vorteil ist: Man braucht keinen Beton mehr, um den Stahl vor Korrosion zu schützen“, erklärt Curbach. Carbon könne nicht rosten, sämtlicher „dick aufgetragener“ Beton könne eingespart werden. „Wir sparen mit Carbonbeton die Hälfte des Materials“, erklärt Curbach. Eigentlich seien sogar bis zu 80 Prozent Beton-Einsparungen möglich. Doch dafür bedürfe es neuer Konstruktionsprinzipien, die gerade entwickelt werden.
Beton muss nicht mehr so basisch sein
Ein weiteres, eher chemisches Detail ermöglicht die immensen Einsparungen durch Carbonbeton. Um die Stahlskelette zu schützen, muss der herkömmliche Beton basisch sein. Dies kostet in der Herstellung extra CO₂-Emissionen. Auch die können durch den Carbonbeton eingespart werden. Mit dem neuen Verfahren wird also nicht nur sehr viel weniger Beton benötigt. Der, der gebraucht wird, verursacht auch weniger Kohlendioxid in seiner Produktion. „Carbonbeton ist ein großer Mosaikstein auf dem Weg zum klimafreundlichen Bauen“, erklärt Curbach auf der Festveranstaltung zur Eröffnung des weltweit ersten Carbonbeton-Hauses in der Dresdner Südstadt. „Es ist das Größte, was ich hier erleben konnte. Ich bin stolz, an der TU Dresden zu sein.“
Klimafreundliches Bauen
Die ersten Forschungsansätze, um konventionellen Beton zu ersetzen, liegen 30 Jahre zurück. „Wir hatten das Glück, zur richtigen Zeit die richtige Forschung betrieben zu haben“, erklärte Curbach. Anfangs sei alles vor allem eine schöne Idee gewesen. Erst mit dem stärkeren Bewusstsein für den Klimawandel sei klar geworden, welches Potenzial für klimafreundliches Bauen im Carbonbeton stecke. „Wir sind mehr oder weniger dazu verpflichtet, anders zu bauen“, sagte Curbach. Carbonbeton könne hier Teil einer großen Lösung sein… weiterlesen