Mikroplastik in 8250 Metern Tiefe

Mikroplastik in 8250 Metern Tiefe
Tiefseegraben im Pazifischen Ozean wird zur „Plastik-Falle“
Wir produzieren pro Jahr mehr als 400 Millionen Tonnen Plastik und eine große Menge davon tritt in Form von Plastikinseln im Meer und Kunststoff-Abfällen in Flüssen, Wäldern oder Straßenrändern in Erscheinung. Jetzt haben die Senckenberg-Wissenschaftlerinnen Serena Abel und Angelika Brandt mit Kollegen des Alfred-Wegener-Instituts und des Johann Heinrich von Thünen-Instituts Sedimentproben aus dem Kurilen-Kamtschatka-Graben auf Mikroplastik untersucht.
„In unseren Proben variiert der Anteil von Mikroplastik zwischen 14 und 209 Teilchen pro 1000 Gramm trockener Sedimentprobe. Am häufigsten haben wir Mikroplastik an einer der am tiefsten gelegenen Beprobungsstation des Kurilen-Kamtschatka-Grabens gefunden“, erläutert Abel. Die acht Proben stammen von vier Stationen in Tiefen von 5143, 6065, 7138 und 8255 Metern. Abel fährt fort: „In den tieferen Bereichen scheint sich deutlich mehr Mikroplastik abzulagern. Dies liegt wahrscheinlich an der Situation, dass die Partikel zwar gut in diesen Bereich gelangen, dann aber dort ‚festgehalten’ werden. Diese Gräben sind richtige ‚Plastik-Fallen’.“
Insgesamt fand das Forscherteam 15 verschiedene Plastikarten. In allen Sedimenten war Polypropylen, ein Standardkunststoff, der häufig für Verpackungen verwendet wird, enthalten. „Alle Mikroplastikpartikel wiesen Größen von unter 375 Mikrometern auf, die allermeisten waren kleiner als 125 Mikrometer, also etwa ein Achtel eines Millimeters“, ergänzt die Frankfurter Meeresforscherin.
Aus globalen Schätzungen über das Mikroplastikvorkommen unserer Ozeane geht hervor, dass es einen Anteil geben muss, der außerhalb der Wassersäule existiert, nachweisen konnte man ihn bisher aber nicht. „Die Ansammlung von Mikroplastik in diesen Gebieten könnte diesen ‚fehlenden‘ Anteil repräsentieren“, resümiert Brandt und fährt fort: „Mikroplastik in der Tiefsee bedeutet auch, dass die Basis der Nahrungskette betroffen ist, da viele wirbellose Tiere Sediment inklusive der Mikroplastikpartikel fressen. Kommende Generationen werden daher leider noch lange mit den Spuren der heutigen Umweltverschmutzung konfrontiert sein.“ (Quelle: Senckenberg-Institut)
Die Studie wurde im Fachjournal „Environmental Pollution“ veröffentlicht: https://doi.org/10.1016/j.envpol.2020.116095
hjo