Projekt Energiewende Partnerstadt 

Projekt Energiewende Partnerstadt 

Projekt Energiewende Partnerstadt 

Europa besteht aus mehr als der EU und ihren direkten Nachbarländern – es sind die Kommunen und ihre Bürger*innen, die Europa gestalten. Trotz regionaler Unterschiede gibt es viele gemeinsame Ziele und Herausforderungen. Aus diesem Grund vernetzen die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) und die Berlin Governance Platform (BGP) im Rahmen des vom Auswärtigen Amt geförderten Projekts „Energiewende Partnerstadt“ vier internationale Kommunenpaare. Um neue Ideen und Projekte anzustoßen, bauen diese bis April 2026 eine neue Partnerschaft auf oder vertiefen die bisherige.

In den kommenden eineinhalb Jahren werden die vier Städtepartnerschaften aus Deutschland, der Ukraine, Bosnien-Herzegowina und der Republik Moldau – Stuttgart/Bălți, Greifswald/Goražde, Düsseldorf/Czernowitz und Hoyerswerda/Novovolynsk – gemeinsam den Pfad der Energiewende beschreiten. Zusammen werden sie sich mit externen Expert*innen und den Projektmitarbeitenden der AEE und der BGP digital und vor Ort treffen, um gemeinsame Ziele zu verfolgen, Herausforderungen zu meistern, Erfolge der Energieeffizienz und der Dekarbonisierung ihrer Kommunen zu realisieren und von- und miteinander zu lernen. 

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„Das Projekt ‚Energiewende Partnerschaft‘ bietet eine wunderbare Möglichkeit, Kommunen europäisch zu vernetzen“, sagt Dr. Robert Brandt, AEE-Geschäftsführer. „Erneuerbare Energien sind eine große Chance für die Gesellschaft. Sie stärken die Demokratisierung der Energieversorgung auf kommunaler Ebene und schaffen neue wirtschaftliche Grundlagen für die Gemeinden.“ 

Daphne Büllesbach, Geschäftsführerin der BGP, betont die Bedeutung für Bürger*innen der Städtepartnerschaften und darüber hinaus: „Das Projekt ‚Energiewende Partnerschaft‘ schafft einen gemeinsamen Lernort, der Menschen grenzüberschreitend verbindet und sich transnational bis kommunal der gemeinsamen Herkulesaufgabe einer sozial und ökologisch gelungenen Energiewende widmet.“

Auftaktkonferenz in Berlin

Zum Start der offiziellen Zusammenarbeit im Projekt Energiewende Partnerstadt werden sich die Delegationen der teilnehmenden Kommunen zusammen mit Botschafter*innen der Ukraine, der Republik Moldau und Bosnien und Herzegowinas sowie weiteren ausgewählten Gästen und Expert*innen auf dem Gebiet der Energiewende sowie der kommunalen Zusammenarbeit am 19. und 20. November zur Auftaktkonferenz in Berlin treffen. An der Veranstaltung interessierte Journalist*innen können sich gern direkt mit uns in Verbindung setzen.

Stuttgart – Bălți

Anlässlich des Projekts sind Stuttgart und Bălți aus der Republik Moldau eine neue Energiepartnerschaft eingegangen. Die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart zählt über 633.500 Einwohner*innen und ist geprägt durch die besondere Topografie in Kessellage zwischen bewaldeten Anhöhen und dem anliegenden Neckartal. Stuttgart ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort, beeinflusst durch Produktion und Technik, und gehört in Themen wie Klimaschutz und Energieeffizienz zu den Vorreiterkommunen in Deutschland. Beispielsweise die Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung wurde bereits im Dezember 2023 beschlossen und damit ein weiterer großer Schritt in eine klimafreundliche Versorgung eingeleitet. „Ein vielfältiges Netzwerk lässt uns andere Sichtweisen erkennen, erweitert unseren Horizont und macht uns widerstandsfähiger“, sagt Andreas Neft, Amtsleiter, Amt für Umweltschutz, Landeshauptstadt Stuttgart. „Nur gemeinsam als Gesellschaft können wir den Weg in eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft gehen.“ 

Die Gemeinde Bălți, auch „die nördliche Hauptstadt” genannt, ist die zweitgrößte Verwaltungseinheit der Republik Moldau in Bezug auf Fläche und Einwohnerzahl – ein industrielles, kommerzielles, Bildungs- und Kulturzentrum in der Nordentwicklungsregion. Die Stadtverwaltung der 89.356 Einwohner*innen verfügt über eine sehr große Erfahrung bei der Durchführung von grenzüberschreitenden und transnationalen Projekten. Mit über 400 öffentlichen Gebäuden spielen klimagerechte Sanierung und Energieeffizienz in Bălți eine große Rolle. „Wir freuen uns auf den Aufbau transnationaler Partnerschaften, um vom Erfahrungsaustausch und bewährten Praktiken zu profitieren und innovative Technologien im Bereich der Energieeffizienz zu studieren und unsere Erkenntnisse zu teilen“, so Dan Moraru, Leiter der Abteilung Außenbeziehungen und Investitionen des Rathauses von Bălți.

Goražde – Greifswald

Eine ebenfalls neue und vielversprechende Städtepartnerschaft verbindet nun Goražde aus Bosnien und Herzegowina und Greifswald. Die Stadt Goražde liegt im südöstlichen Teil von Bosnien und Herzegowina im Kanton Bosnien-Podrinje. Die einstige Industriestadt ist mit ihren 20.000 Einwohner*innen das administrative, politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Kantons. Das angenehme Klima, der fruchtbare Boden, reiche Wälder sowie die gute geografische und topografische Lage der Stadt am Fluss Drina sind ideal, um neben dem Tourismus wieder Unternehmen anzuziehen. Asima Džambegović, Goraždes Leiterin des Amtes für lokale Wirtschaftsentwicklung: „Wir freuen uns darauf, neues Wissen im Bereich der Energieeffizienz zu erwerben, Erfahrungen mit anderen Städten auszutauschen, die vor ähnlichen Herausforderungen im Bereich der Energiewende stehen, und Möglichkeiten zu finden, die finanzielle Unterstützung bei der Bewältigung dieser Herausforderungen des Energiewendeprozesses bieten.“

Die Universitäts- und Handelsstadt Greifswald mit seinen knapp 60.000 Einwohner*innen liegt im Norden Mecklenburg-Vorpommerns an der Mündung des Flusses Ryck in die dänische Wieck, einem Teil des Greifswalder Boddens, einer Bucht der Ostsee. Die Kommune verfügt über die derzeit größte Solarthermie-Anlage Deutschlands, es wird Forschung zu grünem Ammoniak betrieben und die meisten Busse fahren mit Biogas. Eine besondere Herausforderung stellte die weitere Dekarbonisierung der Wärmeversorgung dar. Das betrifft Teile des 95 Kilometer langen Fernwärmenetzes und die nicht angeschlossenen Haushalte. „Wir freuen uns, gemeinsam mit Goražde im Projekt „Energiewende PartnerStadt“ an einer klimaneutralen Zukunft in Europa zu arbeiten, voneinander zu lernen und neue freundschaftliche Kontakte zu knüpfen“, ist der Oberbürgermeister Dr. Fassbinder überzeugt.

Düsseldorf – Czernowitz

Düsseldorf und die ukrainische Kommune Czernowitz pflegen seit März 2022 eine Städtepartnerschaft und wollen diese nun mit Blick auf die Energiewende ausweiten. Mit 655.717 Bürger*innen in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens ist für Düsseldorf die Entwicklung großskaliger Energieprojekte eine wirkliche Herausforderung. „Düsseldorf hat es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden. Der Austausch mit anderen Kommunen kann hier wichtige Erkenntnisse liefern“, erläutert Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller. „Darüber hinaus ist es uns ein besonderes Anliegen, unsere ukrainische Partnerstadt Czernowitz zu unterstützen. Wegen des russischen Angriffskrieges kommt es in der gesamten Ukraine zu Stromausfällen. Vor diesem Hintergrund gewinnt besonders die Frage nach Energieeffizienz enorm an Dringlichkeit.“

Czernowitz liegt im Südwesten der Ukraine, 40 Kilometer von der Grenze zu Rumänien entfernt, in den Ausläufern der ukrainischen Karpaten, durch die der Fluss Prut fließt. 270.578 Menschen leben in Czernowitz. Dem Solarpotenzial der Kommune kommt beim Ausbau der Erneuerbaren eine besondere Bedeutung zu. Gleichzeitig will die Stadt die Energieeffizienz erhöhen und die Abhängigkeit von den traditionellen Energiequellen verringern. „Die Teilnahme an der dritten Phase des vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland geförderten Projekts ‚Energiewende-Städtepartnerschaften‘ mit unserer deutschen Partnerstadt Düsseldorf ermöglicht es uns, die Zusammenarbeit im Bereich der Energiewende und erneuerbaren Energien fortzusetzen“, sagt der Direktor des Amtes für sozioökonomische Entwicklung und strategische Planung des Stadtrates von Czernowitz, Serhii Bostan. „Ein derzeit besonders wichtiges Thema für unsere Gemeinde.“  

Novovolynsk – Hoyerswerda

Eine neue Städtepartnerschaft zwischen einer ukrainischen und einer deutschen Kommune schafft das Projekt Energiewende Partnerstadt mit Novovolynsk und Hoyerswerda. Novovolynsk im Nordwesten der Ukraine war ein wichtiges Zentrum des Kohlebergbaus in der Region und zählt 58.000 Einwohner*innen. Ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende war die Umstellung der Heizkessel auf Biomasse statt auf Gas. „Novovolynsk freut sich, Teil des Projekts zu sein und die Möglichkeit zu haben, Kooperationen mit anderen Gemeinden aufzubauen, die vor ähnlichen Herausforderungen im Bereich der Energiewende stehen“, so Borys Karpus, Bürgermeister der Stadt. „Wir sind bestrebt, Wissen, Erfahrungen und gemeinsame Entwicklungen für eine nachhaltige Zukunft zu teilen.“

Inmitten des Lausitzer Seenlands, nur knapp 60 Kilometer nordöstlich der sächsischen Landeshauptstadt Dresden, liegt Hoyerswerda. Die knapp 70.000 Bürger*innen der Stadt werden direkte Zeugen des deutschen Kohleausstiegs bis 2038. Das bekannte Kraftwerk „Schwarze Pumpe“ ist beispielsweise Teil der Wärmeversorgung der Hoyerswerdaer Neustadt. Aber auch die Klärschlammverbrennung im Kraftwerk „Schwarze Pumpe“ wird betroffen sein. „Die Stadt Hoyerswerda begrüßt die Teilnahme am Projekt Energiewende PartnerStadt. Der Austausch mit anderen Kommunen fördert neben den Zielen der Transformation auch den gesellschaftlichen Diskurs“, betont Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh. „Mit dem gegenseitigen Blick von außen gelingt es uns, gemeinsam Lösungsansätze für ähnliche Herausforderungen zu entwickeln, voneinander zu lernen und möglicherweise langfristig zusammenzuarbeiten.“ 

Bereits in den vergangenen Jahren haben die Berlin Governance Platform und die Agentur für Erneuerbare Energien in zwei vom Auswärtigem Amt geförderten Projekten zusammen deutsche und europäische Städtepartnerschaften bei ihrer Transformation begleitet. 

Weitere Informationen zum Fortgang des Projektes finden Sie hier: 
www.unendlich-viel-energie.de/projekte/energiewende-partnerstadt_2024

Anika Schwalbe

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