UBA: Luft über Deutschland wird wieder gesünder
UBA: Luft über Deutschland wird wieder gesünder
Die aktuelle Bilanz des Umweltbundesamts (UBA) klingt gut: „2021 gab es in Deutschland erneut keine Überschreitungen der Feinstaubgrenzwerte. Der Jahresmittelgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO₂) von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) Luft wurde voraussichtlich nur noch an ein bis zwei Prozent der verkehrsnahen Messstationen überschritten“, schreibt das Amt in einer Pressemeldung.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), seit Jahren Kritikerin der Luftschadstoffe, klingt verhaltener. Der Umweltschutzverband warnt, ebenfalls mit einer Pressemeldung, „vor beinahe flächendeckend gesundheitsschädlicher Luftbelastung„. In sämtlichen Ballungsräumen liege die Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid deutlich oberhalb der Grenzwert-Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Schutz der Gesundheit.
Streit über Aussagekraft der Messwerte
Beim UBA hört sich diese Belastung unserer atemluft so an: „Insgesamt ist die Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid weiter rückläufig. Im Jahr 2020 waren sechs, 2019 sogar noch 25 Städte von der Überschreitung des NO₂-Grenzwertes betroffen. 2021 werden es voraussichtlich weniger als fünf Städte sein. Nach Auswertung der bereits jetzt vorliegenden Daten gab es auf jeden Fall in München und Ludwigsburg jeweils eine Messstelle mit Jahresmittelwerten über dem Grenzwert. Nach Auswertung der finalen Daten und der noch fehlenden zirka 115 Passivsammler kommen möglicherweise noch wenige Grenzwertüberschreitungen hinzu.“
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Die DUH-Kritik an diesen Aussagen: „In der Auswertung des UBA fehlen die Werte von Passivsammlern, die vor allem in hochbelasteten und beengten städtischen Gebieten eingesetzt werden. Da diese erfahrungsgemäß eine überdurchschnittliche Belastung aufweisen, wird die Zahl der WHO-Grenzwertüberschreitungen noch steigen. Selbst der derzeit gesetzlich geltende Grenzwert für Stickstoffdioxid von 40 µg/m3 wurde 2021 in München (51 µg/m3) und in Ludwigsburg (43 µg/m3) überschritten.“
Strengere Grenzwerte gefordert
DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch fordert im Rahmen seiner Bewerung der aktuelllen Luftmessdaten ohnehin die geeltende Messlatte „drastisch“ herabzusetzen: „Selbst das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass allein die schlechte Luftqualität aufgrund von Feinstaub jährlich zu mehr als 50.000 vorzeitigen Todesfällen führt. Dies ist ein klarer Auftrag an die Bundesregierung, die Grenzwerte an die Empfehlungen der WHO anzupassen.“
Die WHO hebe im September neue Leitlinien für gesunde Luft vorgelegt, darauf verweist auch das UBA. Amtschef Messner dazu: „Derzeit werden die von der WHO neu vorgeschlagenen Werte in Deutschland fast alle überschritten. Im Herbst wird die EU-Kommission eine Änderung der Luftqualitätsrichtlinie vorschlagen. Die Grenzwerte sollen sich dabei den Richtwerten der WHO annähern.“
Deutschland habe sich, betont Messner, mit der europäischen NEC-Richtlinie zu einer weiteren deutlichen Verringerung der Emissionen von Luftschadstoffen bis 2030 verpflichtet. Die hierfür geplanten Maßnahmen seien im nationalen Luftreinhalteprogramm festgelegt und würden, so betont das UBA, zu einer weiteren Verbesserung der Luftqualität führen.
Allerdings: Für die Einhaltung der WHO-Werte reicht dies aber nach einer Abschätzung des UBA nicht. „Für wirklich gesunde Luft muss die Schadstoffbelastung dauerhaft und deutschlandweit weiter verringert werden. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Ziel muss es sein, unsere Luft so sauber wie möglich zu kriegen. Denn die aktuellen Daten der WHO zeigen: Jedes Mikrogramm Luftbelastung weniger ist gut für unsere Gesundheit“, räumt Dirk Messner ein.
pit