Kranker Wald soll nachhaltig genesen

Kranker Wald soll nachhaltig genesen
„Es ist deutlich zu sehen“, räumt Julia Klöckner ein. Die Bundeslandwirtschaftsministerin nennt die Bilder des Walds in Deutschland „erschreckend“. Vor der Presse in Berlin präsentierte sie mit deutlichen Worten den Waldzustandsbericht 2020 – seine Ergebnisse zählen laut Ministerin „zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984“.

Noch nie fanden Förster in Deutschland so viele tote Bäume wie 2020. Dabei glaubten die Politiker 2017 noch das Siechtum des Patienten Wald kurieren zu können. Dann aber folgten drei extreme Trockenjahre aufeinander. Sie stressten die durch den Klimawandel ohnehin geschwächte Vegetation zusätzlich. Am kranken Wald nagte der Borkenkäfer. Stürme knickten viele der schon siechen Bäume um. Der Berg mit Schadholz, der seinen Abtransport ins Sägewerk oder in den Kamin wartet wuchs auf über 170 Millionen Kubikmeter.
Geschädigte Waldflächen so groß wie das Saarland
Heute stehen die Förster und Waldbesitzer vor 277.000 Hektar, die sie wieder aufforsten müssen, weil die bislang dort lebenden Bäume gestorben sind. Immerhin eine Fläche, die der Größe des ganzen Saarlands entspricht.
Vier von fünf Bäumen hatten 2020 lichte Kronen – über alle Arten hinweg: Fichten (70 Prozent), Kiefern und Eichen (80 Prozent), Buchen (89 Prozent).
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Der Blick ins Laubdach des Waldes ist für Julias Klöckner wie jener aufs Fieberthermometer eines Patienten. Er legt den Zustand offen. Deshalb stehen die Förster vor dem „größten Wiederaufforstungsprogramm der Republik“ (Klöckner). Die Regierung hat dafür Hilfe bis zu 1,5 Milliarden angekündigt. Klöckner optimistisch: „Das Programm wird gut angenommen.“ Über 4.000 Kommunen bewerben sich um die Staatshilfen für Ihre eigenen Wälder.
Staatshilfe nur für nachhaltige Waldbewirtschaftung
Und Klöckner macht, das betonte sie, Vorgaben für die Aufforstung: Das Geld werde nicht einfach mit der Gießkanne ausbezahlt. Es werde an die nachhaltige Bewirtschaftung gekoppelt.
Waldbesitzer müssen die jetzt kahlen Flächen mit Standort angepassten Arten aufforsten und sie „mindestens zehn Jahre lang“ nach den Regeln nachhaltiger Waldzertifizierung – laut Klöckner: FSC oder PEFC – nutzen. Weil Wald über Generationen wächst, will die Regierung diese Aufgabe ernst wahrnehmen. „Wir brauchen den Wald: Als Klimaschützer, Lebensraum für Fauna und Flora. Luft- und Wasserreiniger, CO2-Speicher, Arbeitgeber oder zur Erholung“, diktierte die Waldministerin der Presse.
Jetzt gehe es daher nicht mehr nur um die Holznutzung und damit den Wirtschaftswert des Walds. Es gehe bei der Wiederaufforstung um den für Generationen angelegten Ökosystemaufbau, betonte Julia Klöckner.
Broschüre „Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020“ auf der BMEL-Webseite: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/ergebnisse-waldzustandserhebung-2020.html
pit