Mikroplastik in menschlicher Plazenta gefunden

Mikroplastik in menschlicher Plazenta gefunden
Foto: BruceBlaus/Wikimedia (CC BY-SA 4.0)

Mikroplastik in menschlicher Plazenta gefunden

Mikroplastik ist zwischenzeitlich überall zu finden, in Kosmetika, Zahnpasta oder Babywindeln genauso wie in unserer Nahrung. Jetzt konnte in einer Studie erstmals bei vier gesunden schwangeren Frauen Mikroplastik in der gesamten Plazenta nachgewiesen werden. In Tests, bei denen Wissenschaftler nur 4% der Plazenta jeder Frau analysierten, wurden mindestens ein Dutzend Kunststoffpartikel gefunden.

„Es ist wie mit einem Cyborg-Baby: Es besteht nicht mehr nur aus menschlichen Zellen, sondern aus einer Mischung aus biologischen und anorganischen Einheiten. Die Mütter waren schockiert“, sagte Antonio Ragusa, Direktor für Geburtshilfe und Gynäkologie im Krankenhaus San Giovanni Calibita Fatebenefratelli in Rom.

Wissenschaftler sind sich nicht sicher, wie sich Mikroplastik – per Definition kleiner als 5 Millimeter im Durchmesser – auf die menschliche Gesundheit auswirkt. Beobachtung zur Folge scheinen sie mit Hilfe von Nahrung durch den Verdauungstrakt zu gelangen. Was in der Zwischenzeit passiert, bleibt bisher weitgehend ein Rätsel.

Bei schwangeren Frauen ist natürlich besonders problematisch. Deshalb ist es so wichtig zu verstehen, was Kunststoff im menschlichen Körper tut – in jeder Lebensphase. Aus diesem Grund bezeichnen Wissenschaftler diesen neuen Bericht als „sehr besorgniserregend“.

Ragusa und seine Kollegen glauben, dass dies nur eine Momentaufnahme der gesamten Kunststoffmenge in der durchschnittlichen Plazenta ist. Die Forschungsergebnisse des Fatebenefratelli-Krankenhauses in Rom und des Marche Polytechnic wurden in der Fachzeitschrift „Environment International“ veröffentlicht.

Die Grafik zeigt die möglichen Wege des Eintritts und Transports der Mikropartikel von den Atmungs- und Magenorganen zur Plazenta Grafik: Studie in Environment International (CC BY-NC-ND 4.0)

Die gefundenen Mikropartikel waren etwa 10 Mikrometer groß – also ein Hundertstel Millimeter – klein genug, um in dem Blutkreislauf zwischen den Zellen zu zirkulieren. Ärzte befürchten, dass Mikroplastik nicht an der Plazenta halt macht, sondern auch eine Rolle bei der Entwicklung eines Babys spielen könnte.

„Aufgrund der entscheidenden Rolle der Plazenta bei der Entwicklung des Fötus und als Schnittstelle zur äußeren Umgebung, ist das Vorhandensein potenziell schädlicher Kunststoffpartikel ein großes Problem“, schreiben die Forscher in ihrem Bericht.

Die Zusammensetzung von Kunststoffen variiert, einige umfassen Chemikalien, von denen bekannt ist, dass sie die Hormonregulation stören, andere, die mit bestimmten Krebsarten verbunden sind. Daher fordern die Autoren der Studie die Forschungsgemeinschaft auf, ihre Forschung unbedingt fortzusetzen.

Die Studie im Environment International unter doi.org/10.1016/j.envint.2020.106274

hjo

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