GAU als Auslöser für den Atomausstieg
GAU als Auslöser für den Atomausstieg
10 Jahre Fukushima: Kurz vor dem Jahrestag der Dreifachkatastrophe aus Erdbeben, Tsunami und Supergau im Daiichi-Atomkraftwerk betont Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth vor Journalisten in Berlin, die Bedeutung der Ereignisse vom 11. März 2011 in Japan. Die Katastrophe rüttelte auch in Deutschland die Menschen wach – bis heute wirken Nachbeben.
Die Havarie des Atomkraftwerks begradigte den seinerzeitigen, politischen Schlingerkurs zum Kernkraft-Aus: Der GAU von Fukushima zeigt, dass selbst ein Hochtechnologieland die Kernspaltung nicht beherrschen kann. Er ist gleichwohl aber auch ein Erinnerungsdatum voll Ambivalenz: Seither, so Flasbarth, „erleben wir die größte Konsens-Leistung der Geschichte in Deutschland“. Als Gesellschaft organisiert die Republik ein Kapitel seiner Energieerzeugung gänzlich neu – und diesmal ohne grundlegende Dissonanzen. Mit dem Aus für die Atommeiler und dem – ebenfalls mit Blick auf den Klimawandel beschlossenen Kohle-Ende – stehen die erneuerbaren endlich unumstritten im Zukunfts-Fokus.
Strahlenrisiko wirkt bis heute
Die Pressekonferenz mit Präsidentin Inge Paulini vom Bundesamt für Strahlenschutz sowie Wolfram König als Chef des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung nutzte Flasbarth, um grundsätzlich unter die atomare Energieversorgung einen Schlussstrich zu ziehen: „Atomkraftwerke passen nicht zur Energiewende.“
Nicht nur, weil die Erneuerbaren zunehmend günstigeren Strom liefern. Kernkraft (siehe Tschernobyl, siehe Fukushima) wirft zudem eine bis heute nicht zu lösende Abfallfrage auf oder vertreibt – wie in Fukushima – 110.000 Menschen aus ihrer Heimat. Bis heute noch können Zehntausende noch immer nicht zurück, weil in ihren Häuser und Felder oder n der Umgebung, in der sie leben, die Strahlung zu hoch ist. Paulini betont, dass bis heute keine verlässlichen Aussagen über die Gesundheitsgefahren möglich sind, da die Latenzzeit etwa für eine Krebserkrankung durch Atomstrahlung viel länger dauern. „Das Risiko ist noch immer aktuell“, sagt Inge Paulini.
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Blick auf Atomkraft seit Fukushima verändert
Auch Wolfram König bemühte die Bilder, die sich ins Gedächtnis gruben, wenn wir in Deutschland über Atomkraft reden. Wir erinnern uns an Demonstrationen vor Brockdorf und Whyl, an den Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage bei Wackersdorf oder das Endlager bei Gorleben. Die wirken bis heute traumatisierend. Sie wurden vor einer Dekade jedoch vom explodierenden AKW in Fukushima abgelöst.
Seit dem 11. März 2011 bestimmt das Bild der Zerstörung in Japan und die Bilder der hilflosen Rettungskräfte und Arbeiter auf dem Gelände die Erinnerung an die Atomkraft – auch in Deutschland. König verwies auch Visionen, es könne heute sicherere Atomkraftwerke geben, die Strom selbst ohne Strahlenmüll liefern, ins Reich der Mythen, sprach stattdessen die drohenden Gefahren an, die von Terrorgruppen oder der militärischen Komponente der Kernkraftnutzung herrühre.
Die Veränderung des Blicks auf die Atomkraftnutzung habe laut Wolfram König letztlich auch dazu geführt, dass die Suche nach einem Endlager für den weitere 30.000 Generationen strahlenden Restmüll der Atomstromerzeugung heute geregelter als noch vor Jahren ablaufen könne, hofft der Chef des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung. Schwach strahlender Abfall könne ab 2027 im Schacht Konrad gelagert werden, die Suche nach einem geeigneten Endlager für den hochaktiven Strahlenmüll soll 2031 fertig sein.
pit